Sprachlaub oder: Wahr ist, was schön ist
Texte von Martin Walser mit Aquarellen von Alissa Walser
„Du musst den Wörtern kündigen“, notiert der Schriftsteller, oder: „Ich bin durchsichtig wie ein leeres Marmeladeglas.“ In Augenblickstexten, Augenblickspoesien sammelt Martin Walser noch einmal Eindrücke von der Welt, wobei sein Sehen oft eine Art Sichversenken ist, sein Anschauen einer Wasseroberfläche, Lilie oder Baumkrone schon eine Art, über diese Dinge nachzudenken.
Alissa Walsers Zeichnungen folgen den Texten und schaffen gleichzeitig etwas von ihnen Unabhängiges. Setzen die Texte hinein in fließende Bewegungen, erweitern sie, führen sie fort, um dann plötzlich ganz andere Wege zu gehen.
Die Themen, die hier auf wenigen Seiten Platz finden, sind vielfältig und weitgespannt. Vor fast 80 Jahren hat Walser mit dem Schreiben begonnen, und noch immer tut er, was er damals getan hat, fixiert die eigenen Zustände, als wären sie endgültig, versucht gleichzeitig, sich offen zu halten. Motive: einer sein wollen, der man nicht ist; Sätze, die man sagen wollte und nicht sagte; Texte, die man schreiben wollte und nicht schrieb; Streit und Liebe. „Schicksal“. Gespräche mit dem eigenen Knie oder einer Katze. Und dann das Hauptmotiv: dass es bald enden könnte.
Der Schriftsteller richtet sich darauf ein, bereitet sich vor, sagt aber auch:
«Ich wehre mich nicht, ich bin
bedacht und will
bis zum letzten Abend leben.»
- Verlag: Rowohlt E-Book
- Erscheinungstermin: 23.03.2021
- Lieferstatus: Verfügbar
- 144 Seiten
- ISBN: 978-3-644-00947-9
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„Sprachlaub“ heißt das Buch bescheiden, aber Walser bescheidet sich in hohem Alter auf beeindruckende Art nur da, wo es vermutlich nicht anders geht. In der Länge, nicht in der Sache.
Wahr ist, was schön ist: Dieses Buch ist wirklich beides.
Ein ungeheuerliches, ein kraftvolles und dabei beinahe zartes Buch, von derselben Scham- und Schonungslosigkeit wie alle Walser-Bücher.
Martin Walser wird immer mehr zum Maler der Sprache, er tupft die Wörter mit großer Sorgfalt auf das Papier.
„Sprachlaub“ ist ein Geschenk Walsers/Walsers an uns. Man sollte darin immer wieder blättern. Der Aquarelle wegen, der Sätze wegen, die voller Wahrheit und Lebensweisheit sind.
In der deutschsprachigen Literatur sucht es schon seinesgleichen, wie schonungslos und zugleich sprachschön hier jemand sein Aus-der-Welt-Gleiten protokolliert. Ist es also ein trostloses Buch? Nein. Martin Walser bietet dem Unausweichlichen die Stirn.
Wohl das bisher traurigste Buch dieses so lebensfrohen, lebensgierigen Seelenerkunders: Illustriert von seiner Tochter Alissa, künden Verse des inzwischen 94-Jährigen von Abschied, Todessehnsucht und, ja, auch Hoffnung.
Ein stilles Buch, wie ein Vermächtnis, illustriert von seiner Tochter Alissa, die uns mit blassen Aquarellfarben ins Nirgendwo hinführt.
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