Damals
Eine junge Frau bezieht ein winziges Zimmerchen im heruntergekommenen Morningside Heights. Das Jahr ist 1979, und S.H. kommt direkt aus der amerikanischen Provinz; daher ihr Spitzname: "Minnesota". Das wilde New York lockt, und sie, die Schriftstellerin werden will, genießt den Schmutz wie den Glanz, das turbulente Leben wie die Einsamkeit. Alles Neue saugt sie begierig in sich auf. So auch, durch die papierdünnen Wände zur Nachbarwohnung, die oft skurrilen Monologe und gesungenen Mantras ihrer Nachbarin: Lucy Brite, liest sie auf dem Klingelschild. Doch mit der Zeit wünscht sie, sie hätte nicht so genau hingehört. Immer dringlicher werden Lucys Gesänge, immer klagender. Von Misshandlung ist die Rede, von Gefangenschaft, von Kindstod, ja von Mord. Nach und nach wird die Nachbarin zu einer immer schrecklicheren Obsession. Bis eines Nachts ein dramatisches Ereignis in Minnesotas Wohnung Lucy Brite in Person auf den Plan ruft - und nun beginnt ein Geheimnis sich zu lüften... Vierzig Jahre später erzählt die gealterte S.H., inzwischen eine anerkannte Schriftstellerin und Wissenschaftlerin, was davor und danach geschah: erzählt von Frauensolidarität und Männerwahn, von Liebe und Geschlechterkampf, von Gewalt und Versöhnung. Erzählt aber auch vom Mysterium der Zeit, von Erinnerung und Phantasie, von der Art und Weise, wie alles im Leben zu Geschichten wird, erzählt vom Erzählen. Und das mit einer unbändigen Lust daran, die uns wünschen lässt, das Buch wäre nie zu Ende.
- Verlag: Rowohlt Buchverlag
- Erscheinungstermin: 05.03.2019
- Lieferstatus: Verfügbar
- 448 Seiten
- ISBN: 978-3-498-03041-4
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Faszinierend: Während die Protagonistin in „Damals“ versucht, die Vergangenheit zu rekonstruieren und eventuell zu begreifen, während es also um Fragen der Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit gegenüber sich selbst geht, wird die Leserin die Erzählerin S.H. vermutlich ständig mit Siri Hustvedt verwechseln. Man glaubt S.H. jedes Gefühl und fast jedes Wort. Das ist die Kunst des literarischen Schreibens.
Wo waren wir, wo werden wir sein? Große Fragen, eindringlich literarisch beantwortet.
Siri Hustvedt hat einen schillernden autobiografischen Roman geschrieben."Damals" ist eine nostalgische, metafiktionale und kluge Geschichte, die zentrale, existenzielle Fragen aufwirft: Ich ist ein anderer - wie bewahren wir es, schreiben es auf, wenn wir alt werden und das Ende sehen können?
Im Wechselspiel der Zeit - die Ich-Erzählerin als Kind, als Tagebuch-Schreiberin sowie als 61-jährige Schriftstellerin - entfaltet die US-Autorin Siri Hustvedt in "Damals" eine virtuose Geschichte über Unterdrückung und Befreiung.
Der Roman "Damals" ist die Geschichte einer Selbstermächtigung, die teils hochdramatisch, teils komisch an die Kämpfe gemahnt, die Frauen in den zurückliegenden Jahrzehnten auszufechten hatten.
Wie zuverlässig ist unsere Erinnerung? Wie weit bearbeiten wir sie im Nachhinein mit unserer Fantasie, unseren Wünschen? Wer ist diese unfertige Person von damals, und wie viel von ihr steckt in dem heutigen Ich? Solche Fragen umkreist Siri Hustvedt auf scharfsinnig-subtile Weise, indem sie ihre Hauptfigur quasi verdoppelt. Zwei Frauen treten in einen Dialog miteinander, sie sind verschieden, aber doch dieselbe. Heute kann die ältere Frau mit einem Lächeln auf die jüngere schauen.
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