Mädchenleben
oder Die Heiligsprechung
Für alle Walser-Leser ein Fest des Wiedersehens: Schon in seinen Tagebüchern von 1961 finden sich Eintragungen zu «Mädchenleben», jetzt hat Martin Walser eine Geschichte daraus gemacht.
Es geht um das Mädchen Sirte Zürn, das seinen eigenen Weg geht. Sie gräbt sich im Sand ein, rennt bei Sturm in den See und soll auf Wunsch ihres Vaters heiliggesprochen werden. Doch nicht nur sie ist anders, denn was hat es mit den seltsamen Eltern auf sich? Warum ist der Untermieter auf Sirte so fixiert?
Mit Staunen lassen wir uns gefangen nehmen von der Geschichte eines jungen Mädchens, das anders ist als andere – zerbrechlich und sonderbar und ausgestattet mit einem ins Himmlische reichenden Gespür.
- Verlag: Rowohlt E-Book
- Erscheinungstermin: 19.11.2019
- Lieferstatus: Verfügbar
- 96 Seiten
- ISBN: 978-3-644-00768-0
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Dieses rätselhafte Büchlein und seine entrückten Figuren üben eine magische – ja, man muss es so banal sagen – Anziehungskraft auf den Lesenden aus und lassen ihn zutiefst berührt zurück.
Walser offenbart uns eine absurde Welt, der mit streng rationalen Kriterien nicht beizukommen ist. (...) Ein kleines Büchlein nur, aber voller Sehnsucht, Schmerz, Verehrung, großen Gefühlen, Irrungen und Wirrungen.
Walsers Text hat mit einer Abbildung von Wirklichkeit nicht im geringsten Sinn etwas zu tun. Er ist aber zweifellos die Abbildung einer inneren Wirklichkeit, ein Traumgebilde.
„Mädchenleben“ ist eine Heiligenerzählung für unsere Zeit.
(Martin Walser) fügt die Splitter einer Legende zu Schönheit.
Diese wunderbaren Walsersätze [...] sind von solcher Tiefgründigkeit und Weisheit, dass man gar nicht aufhören möchte, sie zu lesen, sie zu bedenken, sich davon berühren zu lassen. [...] Nicht nur das Mädchen Sirte kann Wunder bewirken. Dieses Buch ist selbst ein kleines Wunder.
Walser hat sich in dieses Mädchen verliebt. Die Liebe ist es, die seinen Stoff belebt. [...] Das Heilige, die Ehe, ein Mädchen, ein anmutiger Hals, ein Martyrium, Albernes, Absurdes und Erhabenstes, alles ist da.
(Hier kommt) eine «Legende» in die technologiegläubige, aber Fake-News-geplagte Welt und tritt entsprechend spektakulär in Erscheinung: wie ein Geschenk vom Himmel.
Wie muss man sich diese Märtyrerin vorstellen? (...) Die Kunst von Martin Walser ist es, all die Möglichkeiten anklingen zu lassen - und sich dann für keine eindeutig zu entscheiden.
Obwohl das neue Büchlein die Dinge lediglich knapp skizziert, zeigt es doch mit großer Wucht die galoppierende Entzweiung und Vereinzelung der Menschen.
Ein bemerkenswertes Bekenntnis (...), getarnt als eine „Legende“, berührend auch als ein Logbuch zum Nachdenken.
Walser spürt dem Kern aller Religiosität nach, den Lücken, die Gott füllen soll. In aller Knappheit ist dies ein feines gedankliches Experiment, eine Literatur gewordene Einladung zum Selberdenken.
"Mädchenleben", dieses dramaturgisch bizarre, meisterlich formulierte und bei aller Unglaublichkeit irgendwie plausible Werk, [ist] auch eine Art Gottesdienst.
Da sind sie wieder, die Familienfiguren, deren verletzte Seelen Martin Walser seziert. [...] ein verstörendes Buch.
Das Mädchen Sirte, das bekommen wir so schnell nicht mehr aus dem Sinn. [...] Verblüffend.
Walser-Leser werden diese Legende in ihrer Sammlung nicht missen mögen.
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