Seit Jahren führt der junge Inuk Nanoq Tourist:innen durchs ewige Eis Grönlands. Doch in letzter Zeit versetzen seltsame Verfärbungen und qualvoll verendete Fische sein Volk in Angst. Hanna Jordan, Polarforscherin am Alfred-Wegener-Institut, untersucht das rätselhafte Fischsterben. Sie weiß: Während die globale Politik noch über die Erderwärmung debattiert, ist der Schmelzpunkt in der Arktis längst erreicht. Längst ist das Nordmeer zum Schauplatz erbitterter politisch-ökonomischer Verteilungskämpfe geworden. Was Hanna herausfindet, übertrifft ihre schlimmsten Befürchtungen. Und es scheint jemanden zu geben, der die Wahrheit über die sterbende Arktis um jeden Preis unterdrücken will. Jemand, der sich nicht scheut, über Leichen zu gehen.
DAS INTERVIEW
Am Nordpol scheinen sich alle großen Weltkonflikte zu ballen: Klimakatastrophe, Militarisierung des Nordmeers, politische Konfrontation der Großmächte im Kampf um wertvolle Rohstoffe, atomare Verseuchung. Als Sie für den Thriller zu recherchieren begannen: War Ihnen da der ganze Zündstoff bewusst, der zwischen Grönland und dem Eismeer buchstäblich im Boden, im Meer, im Eis liegt?
Ich bin anfangs etwas blauäugig in die Recherchearbeit eingestiegen und war selbst überrascht, wie komplex und verwoben sich das Thema Arktis darstellt. Mit jedem Tag fand ich neue Aspekte – sei es das Thema Erderwärmung, das sich am Nordpol wie nirgendwo sonst bemerkbar macht, sei es der Kampf um Rohstoffe oder der Drang zur militärischen Vorherrschaft. Gerade Russland hat die Arktis zu seinem Territorium erklärt und dort – weitgehend unbemerkt – eine erschreckend große Streitmacht etabliert.
In Ihrem Roman tauchen eine Menge Akteurinnen und Akteure auf: russische Bergbaufirmen, chinesische Logistikunternehmen, multinationale Wissenschaftlerteams, Klimaforscher und -forscherinnen des Alfred-Wegener-Instituts, die dänische Regierung, norwegische Konsortien, tschetschenische Söldner, Soldaten der Thule Air Base, CIA, BND … Hatten Sie keine Sorge, dass wir Leserinnen und Leser über die Strecke von 500 Seiten komplett den Überblick verlieren?
Die Hauptfiguren und die wichtigsten Nebenfiguren bleiben den ganzen Roman über gleich, nur die Schauplätze wechseln. Zudem sind die einzelnen Kapitel kurz gehalten. Das macht es für Leserinnen und Leser zu einem kurzweiligen Lesevergnügen – und die Spannung kommt dabei natürlich auch nicht zu kurz.
Zwischen all diesen Akteur:innen mit mehr oder weniger zwielichtigen ökonomischen und strategischen Interessen wuseln auch noch jede Menge Tourist:innen herum, die sich in der bedrohten Natur teilweise wie Nilpferde im Porzellanladen bewegen. Würde es Sie reizen, als Tourist ins Nordmeer zu reisen (es muss ja nicht gleich etwas wie die Luxuskreuzfahrt «Letzte Geheimnisse» sein …)?
Die Region dort im Norden ist zweifellos eine der faszinierendsten Gegenden unseres Planeten. Ich wollte zur Vorbereitung für das Buch in der Tat in die Arktis reisen – aber die Corona-Beschränkungen haben es leider verhindert.