Mit manchen Auswüchsen «politisch korrekter Sprache» (und den entsprechenden Triggerwarnungen) können Sie wenig anfangen, etwa mit der Abkürzung BIPoC (für Black, Indigenous und People of Color). Was stört Sie daran?
Mahatma Gandhi hat mal gesagt: «Was man mit Gewalt erreicht, kann man nur mit Gewalt erhalten.» Ständig bestimmte Wörter, Begriffe, Klassifizierungen auf den Index zu setzen und verbieten zu wollen, hilft auch nicht weiter. Mich stört es nicht, wenn Menschen mich als dunkelhäutig oder farbig bezeichnen. Es heißt doch nicht, dass sie das mit bösen Hintergedanken tun! Für mich gibt es in unserem Land nur Deutsche, Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe, Religion und Kultur. Wir alle sind Deutsche. Ich bin Deutscher mit tamilischem Hintergrund, meine Grundfarbe ist deutsch und nicht dunkel, schwul, bunt, farbig oder tamilisch.
Was können wir im Alltag tun, um «das Farbspektrum unserer Wahrnehmung» zu erweitern? Was erzählen wir Kindern über die «Grundfarbe Deutsch» – und wie viel Buntes, Heterogenes, Diverses sie zulässt?
Ich habe zwei Patenkinder, die beiden Jungs aus Hamburg und Bayern wachsen in einer bunten Gesellschaft auf. Für sie bin ich «Onkel Umes», das ist ihnen wichtig – und nicht meine Hautfarbe, nicht meine sexuelle Orientierung. Kinder lieben es, in einer bunten Umgebung aufzuwachsen; Trennlinien zu ziehen, das ist Sache der Erwachsenen. Je bunter unsere Schulen und Kindergärten sind, umso heterogener, diverser, freier wird sich auch unsere Gesellschaft entwickeln. Dabei hilft es, wenn wir in die Schulen gehen, um mit den Heranwachsenden zu diskutieren, uns als Erwachsene ihren Fragen und Ansichten zu stellen. Ich liebe es, in Schulen aus meinen Büchern vorzulesen!
Ein Zitat aus Ihrem Buch: «Der Krieg ist ein Dieb. Er hat uns das gemeinsame Aufwachsen gestohlen und uns die Kindheit genommen. Er hat uns arm gemacht – und härter.» Wie geht es Ihnen, wenn für Sie, für uns, jeder Tag mit neuen schrecklichen Bildern von Russlands Krieg in der Ukraine beginnt?
Manchmal, wenn ich die Bilder traumatisierter ukrainischer Kinder sehe, sehe ich mich selbst und meine Geschwister im Bürgerkrieg auf Sri Lanka. Kriegsbilder tun mir körperlich weh, es ist schwer zu ertragen. Ich empfinde Mitgefühl mit den Opfern des Krieges – und auf der anderen Seite tiefe Enttäuschung darüber, dass die Weltpolitik diesen Krieg zugelassen hat. Ich wünsche allen Kindern aus der Ukraine, dass sie genauso eine Chance auf ein freies, sicheres Leben bekommen, wie ich sie in Deutschland bekommen habe.