Im Gespräch

«Das Leben ist wenig planbar.»

Mit unglaublicher erzählerischer Kraft entführt Ulrike Sterblich in eine Welt gleich neben der Realität.

Ulrike Sterblich - Autorin

Liebe Ulrike, worum geht es in Deinem Buch?

In der Story geht es um eine Freundschaft und ihre Veränderung. Es geht aber auch darum, wie wenig planbar das Leben ist, wie Dinge sich wandeln können, und wie wenig wir unser eigenes Leben eigentlich verstehen. Wie kopflos wir herumirren.

Wie bist Du auf die weibliche Tricksterfigur Vica gekommen? Und was hat Dich besonders an ihr interessiert?

Ich hatte zeitweilig eine kleine Obsession mit Tricksterfiguren, besonders auch mit der sehr diversen und hoch interessanten Rolle des Teufels in der westlichen und christlichen Kultur. Dann fiel mir auf, dass diese Rolle selten weiblich besetzt ist. Das hat mich dann natürlich gereizt, und so wollte ich eine schillernde ambivalente weibliche Figur im Buch haben. Eine, die stört und zerstört, wieder aufbaut und die anziehend und unheimlich zugleich ist.

Freundschaft kommt in unserem Leben lange vor der romantischen Liebe, ist aber auch Liebe.

Die Freundschaft von Wenzel und Killer ist eine, die wir uns alle in unserem Leben wünschen – was bedeutet Freundschaft für Dich und wie hast Du es geschafft, dieses großartige Freundschaftsgefühl in Deinen Text zu übertragen?

Freundschaft kommt in unserem Leben lange vor der romantischen Liebe, ist aber auch Liebe. Gerade in der Kindheit und Jugend bedeuten Freundschaften irrsinnig viel. Ich bin ein Einzelkind, vielleicht war das Entdecken eines anderen kleinen Menschen für mich als Kind deshalb besonders prägend. Es gibt in dem Buch eine Szene aus Wenzels Erinnerung, in der Killer aus dem Fahrstuhl steigt, und Wenzel ist ganz elektrisiert davon, ihn als Freund wiederzuerkennen. Diese Szene stammt aus meinen eigenen Erinnerungen. Ich weiß noch, wie es mir selbst so ging mit einer frühen Kindheitsfreundin.

«Drifter» ist vor allem auch ein fantastisches Lesevergnügen – hattest Du genauso großen Spaß beim Schreiben wie wir beim Lesen?

Es hat mir Spaß gemacht, wenn mir etwas gelungen ist, wenn etwas angeflogen kam und ich es einfangen konnte. Meist geht es mir aber wie (fast) allen Kolleg*innen: Schreiben ist häufig frustrierend. Es ist eher wie bei einer Ballerina: Wenn es leicht und schwebend aussieht, bzw. sich so liest, dann stecken Arbeit, Schweiß und Tränen drin. Ich habe dann eher auch den Lesespaß, wenn ich mich über einen gelungenen, fertigen Abschnitt freuen kann. Den habe ich auch immer noch und freue mich deshalb auch aufs Vorlesen!

 

Drifter
Ulrike Sterblich

Drifter

Zwei Freunde und eine Unbekannte im goldenen Kleid, die über die grandiose Fähigkeit verfügt, die Dinge so durcheinanderzubringen, dass Neues erkennbar wird. «Es geht um Verzauberung der Welt im besten Sinne. Ein äußerst witziges, geistreiches, überraschendes Buch und eine ...
Gebundene Ausgabe23,00 *