Warum dominiert Bayern München den deutschen Fußball, und wieso gewinnt Real Madrid immer wieder die Champions League? Wie schafft es der FC Freiburg, mit relativ kleinem Budget regelmäßig einen Top-Tabellenplatz zu erringen, und weshalb stellt der FC Liverpool theoretische Physiker an? Technik, Taktik, Psychologie, Gruppendynamik, Fitness, sogar die Länge der Rasenhalme: Jeder noch so kleine Faktor kann über Sieg oder Niederlage entscheiden. Und doch stehen seit Jahren dieselben Klubs an der Spitze. Tobias Escher entschlüsselt die Geheimnisse und Strategien der großen und kleinen Sieger des europäischen Fußballs. Dabei zeigt er, wie der moderne Fußball funktioniert und wie er sich im vergangenen Jahrzehnt entwickelt hat.
DAS INTERVIEW
Manchester City, FC Bayern München, Borussia Dortmund, FC Liverpool, Real Madrid, SC Freiburg und Eintracht Frankfurt: sieben Teams, alle auf ihre Weise erfolgreich. Nach welchen Kriterien haben Sie sich gerade diese sieben herausgepickt?
Mir waren zwei Kriterien wichtig: Ich wollte auf der einen Seite möglichst viele Facetten des modernen Fußballs beleuchten. Alle Vereine haben eine einzigartige DNA, mit der sie sich von ihren Konkurrenten absetzen. Das Kapitel zum FC Liverpool dreht sich etwa um Daten-Analyse im Fußball. Das zweite wesentliche Kriterium war die Frage, ob ich mich mit diesen Teams auskenne. Aus diesem Grund sind der deutsche und der englische Fußball etwas überrepräsentiert. In diesen Ländern bin ich fußballerisch beheimatet.
Bei jedem der Teams konzentrieren Sie sich auf einen Erfolgsbaustein (moderne Infrastruktur, Vereinsphilosophie, Scouting, Daten-Analytics etc.). Überrascht hat mich, dass in Ihrer 7er-Liste RB Leipzig fehlt – der Verein, der vor zehn Jahren das wohl aufregendste Teambuilding-Experiment im deutschen Fußball gestartet hat ...
Die RB-Welt ist ein kompliziertes Konstrukt. Sie haben einen weltweiten Konzern geschaffen, der Synergien schaffen will zwischen Deutschland, Österreich und den USA. Momentan befindet sich die Filiale in Leipzig aber in einer Identitätskrise. Seit dem Weggang von Ralf Rangnick konnte der Verein noch nicht definieren, wie der eigene Fußball aussehen soll. Das klassische Leipziger Spiel – schneller Umschaltfußball – soll generalüberholt werden. Solange aber noch keine neue Idee geschaffen wurde, habe ich erst einmal einen Bogen um den Verein gemacht.
Sieht man mal von den gigantischen Geldsummen ab, die Abu Dhabi in ManCity steckt, so scheint Pep Guardiolas Klub ein Beispiel dafür zu sein, mit einem klaren Plan zu einer Macht im Weltfußball aufzusteigen. Was macht ManCity aktuell besser als etwa Paris Saint-Germain oder FC Barcelona?
Abu Dhabis Machthaber haben seit der Übernahme 2008 mehr in den Fußball investiert als jeder andere Klubbesitzer. Gerade in den ersten Jahren schlug sich dieses Investment nicht in Ergebnissen wieder. Mit den Jahren haben sie verstanden, dass sie nicht nur in Beine, also Spieler, sondern auch in Steine und Köpfe investieren müssen. Heute residiert City im modernsten Klubgelände der Welt und stellt einige der fähigsten Leute an. Ihr Investment amortisiert sich mittlerweile: City schreibt Gewinne, auch auf dem Transfermarkt nahm man zuletzt mehr ein, als man ausgab.