Es gibt wohl kaum eine prägendere Phase im Leben eines Mädchens als die Pubertät. Viele Frauen erinnern sich nur ungern an diese turbulente Zeit, in der sich der Körper stark verändert und die Stimmung jederzeit von himmelhoch jauchzend in zu Tode betrübt umschlagen kann. Neu ist allerdings, dass Mädchen heute durch Social Media einer nie da gewesenen Flut an Einflüssen ausgesetzt sind, die für noch mehr Unsicherheit sorgt, als es der hormonelle Umbruch ohnehin tut. Vorhang auf für Sheila de Liz’ «Girl on Fire», ein Aufklärungsbuch der anderen Art. Mit Witz, Feingefühl und dem Mut, auch schwierige Themen anzupacken.
DAS INTERVIEW
Was sind die größten Fehler, die Eltern in und mit der Pubertät ihrer Töchter machen können? Oder andersrum: Was sind die drei wichtigsten Ratschläge, die «pubertierende Eltern» beherzigen sollten?
Meine drei Ratschläge: 1.) Was vielleicht selbstverständlich klingt: Akzeptiere deine Tochter so, wie sie gerade ist, mit bunten Aufklebenägeln, schlechten Noten, Rapmusik. Das ist zum Teil eine schwierige Übung in Gelassenheit, Geduld und Loslassen von Kontrolle. Vieles, was die Tochter vorlebt, wird einem nicht gefallen. Aber sie macht das nicht zur Provokation, sondern weil sie auf der Suche nach sich selbst ist. Ihr das Gefühl zu geben, all diese Dinge seien doof, albern oder schlicht nicht legitim, vermittelt im Subtext die Botschaft, sie sei nicht genug – sie sei nicht richtig, so wie sie ist. Das bestätigt in vielen Fällen ihr negatives Selbstbild, das, was sie ohnehin von sich hält: Viel zu oft empfinden sich gerade Mädels als nicht ausreichend, nicht genügend, als nichtig oder überflüssig. 2.) Halte die Kommunikationskanäle offen! Das ist die wichtigste Absicherung gegen Entfremdung und schlechte Entscheidungen, die Mädchen mitten in der Nacht treffen. 3.) Jetzt ist die Zeit, eigene schlechte oder schädigende Glaubenssätze über Sexualität und den weiblichen Körper zu identifizieren. (Das ist nicht leicht, oft lauern sie unter der Oberfläche, und zudem ist man noch «betriebsblind».) Sonst gibt man all das an die eigene Tochter weiter.