Neben Philipp Gerber ermittelt die unkonventionelle Eva Herden, die als Reporterin für das kommunistische Magazin Brennpunkt Bonn schreibt. Was war Ihr Vorbild?
Mein fiktiver Brennpunkt Bonn hat kein reales Magazin zum Vorbild. Sowohl die Amerikaner als auch die Sowjets finanzierten Propagandablätter auf deutschem Boden. Der Brennpunkt Bonn steht in dem Ruf, ein solches sowjetfinanziertes Blatt zu sein. Eva Herden, die im Zweiten Weltkrieg ihre Familie verloren hat, ist eine strikte Gegnerin von Adenauers Politik der Westbindung, weil sie einen neuen Krieg befürchtet. Sie schreibt aus Überzeugung gegen diese Politik an und gerät mit Philipp Gerber trotz ihrer gemeinsamen Ermittlungen ein ums andere Mal aneinander.
Auch die Architektur in Ihrem Krimi hat es in sich: Schloss Deichmannsaue, der Petersberg, die Villa Hammerschmidt. Haben Sie diese Orte vorab besucht?
Meine geplante Bonn-Reise ist leider durch die coronabedingten Beschränkungen torpediert worden. So musste ich auf die Erinnerungen an frühere Bonn-Besuche und auf Tipps aus dem Freundeskreis zurückgreifen. Und natürlich auf gute Literatur, die immer hilfreich ist.
Man fragt sich schon immer wieder: warum Bonn? Warum wurde das beschauliche Städtchen Bonn und nicht Kassel oder Frankfurt die Hauptstadt der neuen Bundesrepublik?
Da Berlin als Hauptstadt Westdeutschlands nicht in Frage kam – die Stadt war geteilt und lag in der Sowjetzone –, wurden tatsächlich viele Begehrlichkeiten geweckt. Frankfurt am Main, das sich in der Tradition der Paulskirchenverfassung sah, Kassel, Stuttgart und Bonn. Auch der Oberbürgermeister von Koblenz warf seinen Hut in den Ring. Für Bonn sprach sich Konrad Adenauer aus, der ganz in der Nähe wohnte und seinen «Weg zur Arbeit» dadurch minimieren konnte. Als sich ein leichter Vorsprung für das von der SPD bevorzugte Frankfurt abzeichnete, ließ Adenauer, ganz der alte Fuchs, das Gerücht streuen, die SPD freue sich bereits über die sichere Niederlage der Konservativen. Das brachte die hessischen CDU- Abgeordneten, die für Frankfurt stimmen wollten, in Wallung, und sie änderten ihre Meinung. Der Kanzler bekam seinen Willen und die Hauptstadt vor seiner Haustür.