Wie kam es zu der Idee von „Und alle so still“?
Im Jahr 2021 habe ich „Die Wut, die bleibt“ geschrieben und an einer Stelle Lola, das ist eine der Protagonistinnen, einen Satz in den Mund gelegt: stellt euch vor, hat Lola gesagt, die Frauen gehen nicht zur Arbeit, kochen nicht, putzen nicht, lenken keinen Bus, sitzen nicht an der Supermarktkassa und unterrichten keine Klasse, sie erzwingen einen umfassenden Stillstand, und ab diesem Moment war die Romanidee in meinem Kopf. Mich fasziniert die Kraft von Verweigerung, Streik und Solidarität. Wenn es um Care-Arbeit geht und um die Überlastung von Frauen, gibt es eine Formulierung, die stets am Ende aller Diskussionen steht: Ohne Sorgearbeit bricht das System zusammen. Ich wollte, dass dieser Satz der Anfang ist. Was bedeutet das, wenn ein System zusammenbricht? Was geschieht? Wo fängt es an zu bröckeln? Wie schnell geht das? Und was für Konsequenzen hat es?