Im Gespräch

Eine echte Rarität! Waldi Lehnertz im Gespräch über seinen Krimi «Mord im Antiquitätenladen»

Wer klaut denn eine Leiche?! Eine echte Rarität! Der erste Krimi von «80-Euro-Waldi» Lehnertz aus der ZDF-Sendung Bares für Rares

Waldi Lehnertz
© Frank Dicks

Ein See, eine Angel, ein friedlicher Morgen – das Leben könnte so schön sein. Doch stattdessen erlebt Antiquitätenhändler Siggi den Schock seines Lebens. Jemand ist in sein Geschäft eingebrochen und hat ihm etwas dagelassen: eine Leiche. Und nicht nur das ... Als die Polizei endlich eintrifft und den Laden durchsucht, ist der Tote spurlos verschwunden. Keine Leiche, kein Tatort, keine Ermittlungen: So sieht das der Ortspolizist. Aber Siggi weiß doch, was er gesehen hat. Der Antiquitätenhändler ist kurz davor, durchzudrehen, wäre da nicht Doro, seine neue Putzhilfe, die sich gerade an diesem Morgen bei ihm vorstellt. Immerhin scheint sie ihm zu glauben. Wenn die Polizei nichts tut, dann müssen Siggi und Doro eben selbst ermitteln. 

DAS INTERVIEW

In Ihrem Krimi geht es mehr um Rares als um Bares. Es geschieht – der Buchtitel verrät es – ein Mord in einem Eifeler Antiquitätenladen. Es gibt ein Stück Webteppich, das Rätsel aufgibt. Außerdem einen ziemlich speziellen Freundeskreis, eine kleine Romanze – und ein Mordmotiv, das bis zum Schluss völlig im Dunkeln liegt. Ist es dieser Mix, der Sie gereizt hat, diesen Roman zu schreiben?

Ehrlich gesagt habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, ein Buch zu schreiben, bis meine Holde mich auf die Anfrage vom Rowohlt Verlag ansprach. Direkt angesprungen bin ich darauf nicht, da Schreiben nicht zu meinen größten Leidenschaften zählt. Dann hat sie mich überzeugt, mir wenigstens die Idee anzuhören. Und als mir meine Co-Autorin Miriam Rademacher erzählte, dass sie meine Ideen in ein leserliches Format bringen würde, habe ich Ja gesagt. Da ich ja reichlich Fantasie mitbringe und in meinem Laden tatsächlich viele verrückte Geschichten passieren, bin ich auf den Geschmack gekommen. Und ich muss sagen: Es hat richtig Spaß gemacht!

Irgendwie ist die Eifel ja en vogue. Angefangen hat es mit den Jacques-Berndorf-Krimis, dann kam die ARD-Serie Mord mit Aussicht. Sie selbst sind ja quasi Eifel-Urgestein. Was ist so reizvoll an diesem Landstrich, so besonders an seinen Menschen? 

Die Eifel wirkt von außen betrachtet verschlafen und unspektakulär. Die Touris kommen zum Wandern oder zu mir in den Laden. Alles wirkt freundlich und harmlos, aber grundsätzlich hat man hier mit den gleichen Dingen zu tun wie in einer Großstadt, mit Neid, Liebe, Hass, Eifersucht, Missgunst. Die Menschen hier sind direkt und authentisch. Wenn ihnen was nicht passt, sagen sie es dir ins Gesicht – und das nicht immer vornehm.

Ich verfüge zwar über eine blühende Fantasie, aber natürlich habe ich mich zum Teil an meinem persönlichen Umfeld und eigenen Erlebnissen orientiert.

Wie viel Waldi Lehnertz steckt in Ihrem Romanhelden, dem Antiquitätenhändler Siggi Malich?

Da will ich nicht zu viel verraten (lacht), aber es liegt natürlich auf der Hand, dass da einige Parallelen zu finden sind. 

Der Kunstsachverständige Anton Schauer, der doppelte Gunnar, der halbseidene Bodo Rappenich, die fesche Doro, Lovis Bülow ... Gibt es für einige dieser Romanfiguren Vorbilder im turbulenten Leben des Waldi Lehnertz (es muss ja nicht gleich Horst Lichter sein)?

Ich verfüge zwar über eine blühende Fantasie, aber natürlich habe ich mich zum Teil an meinem persönlichen Umfeld und eigenen Erlebnissen orientiert. Dass zum Beispiel der Kunsthistoriker von meinem Freund und Kollegen Detlev Kümmel beeinflusst ist, dürfte relativ schnell klar sein. Das Gleiche gilt auch für weitere Figuren im Buch, aber da möchte ich natürlich auch der Fantasie der Leser:innen nicht vorgreifen.

Auch wenn der riesige Laden vollgestellt ist mit Gegenständen aller Art, mit kleinen und großen, glaube ich schon, den größten Teil davon zu kennen.

Die Leiche, die Siggi gefunden hat, ist weg, dafür findet sich in seinem Laden etwas, was vorher nicht da war. Was da an der Wand hängt, ist Teil einer Tapisserie, eines Wandteppichs. Haben Sie das selbst schon mal erlebt? Nicht das mit der Leiche, sondern dass Sie in Ihrem Laden auf Dinge stoßen, von denen Sie denken: Das ist nie und nimmer von mir? 

Auch wenn der riesige Laden vollgestellt ist mit Gegenständen aller Art, mit kleinen und großen, und die Menge der Exponate sicherlich kaum zu zählen ist, glaube ich schon, den größten Teil davon zu kennen. Wenn ich irgendein Objekt als unbekannt identifiziert habe, war es meistens auch nicht von uns. Bei uns fliegen ja teilweise ganze Reisebusse ein, da wird schon mal was liegen gelassen. Aber das findet sich dann in der Regel auch ganz schnell wieder.

Im Kölner Treff bei Bettina Böttinger erzählten Sie, dass in Ihrem Trödelparadies in Krekel Hunderttausende, vielleicht Millionen einzelner Teile herumliegen und -stehen. Gibt es so etwas wie den Eifel-Waldi-Style, also Ihre ganz persönliche Handschrift bei dem, was Sie kaufen und verkaufen? Und – gibt es Dinge, die so schön, so speziell sind, dass Sie sie am liebsten gar nicht verkaufen würden?

Dass ich an Gegenständen so sehr hänge, dass ich sie auf gar keinen Fall abgeben werde, konnte man ja gut bei Verstehen Sie Spaß? sehen. Da wurde ich genau mit dieser Idee kräftig aufs Kreuz gelegt. Mein Podcastkollege Manuel Zeh, Detlev Kümmel und Horst Lichter, die Kollegen von Bares für Rares, haben mich nach allen Regeln der Kunst reingelegt, sodass ich am Ende richtig froh war, als sich die ganze Szene als Verstehen Sie Spaß?-Aktion entpuppte.

Wer sich freiwillig in die Öffentlichkeit begibt, sollte mit Öffentlichkeit auch klarkommen.

Man erfährt im Roman so einiges über ihre Leidenschaften. Alte Möbel, ausgefallene Dinge – und dass Sie begeisterter Angler sind. Mit Angeln verbindet man Ruhe, Entspannung, Rückzug. Tatsächlich aber werden Sie ständig auf der Straße angesprochen, in Talkshows eingeladen etc. Ist es für Sie mehr Last oder Lust, so sehr in der Öffentlichkeit zu stehen?

Für mich gehört es einfach dazu, und solange mir freundlich begegnet wird, mache ich das mit Freude. Wer A sagt, sollte auch B sagen können. Soll heißen: Wer sich freiwillig in die Öffentlichkeit begibt, sollte mit Öffentlichkeit auch klarkommen.

Auch Ihr Geschäft war von der Ahrtal-Flut 2021 betroffen. Wie haben Sie die Katastrophe damals erlebt – waren Sie vor Ort? 

Darüber könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Das habe ich wirklich hautnah miterlebt und bin dankbar, dass es für mich, für uns mehr oder weniger glimpflich ausgegangen ist. 
Das, was vor allem das Ahrtal erleben musste, ist unvorstellbar, wenn man nicht selber vor Ort war. Dass die Folgen noch immer so heftig zu sehen sind und den Betroffenen der Flutkatastrophe so langsam geholfen wird, ist schwer nachvollziehbar. Aber, wie gesagt, darüber könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Ich glaube, wir, die Nachbarschaften im Umkreis, haben dort mehr Hilfe geleistet als die, die 2021 den Betroffenen so viel versprochen haben.

Mord im Antiquitätenladen

Im ersten Krimi von 80 Euro Waldi wird Antiquitätenhändler Siggi unfreiwillig zum Ermittler in einem Mordfall, als er eine Leiche in seinem Laden findet  – perfekte Unterhaltung und Spannung, nicht nur für Fans von Bares für Rares!

Das Leben könnte so schön sein – ein See, eine Angel, ein friedlicher Morgen – doch stattdessen erlebt Antiquitätenhändler Siggi den Schock seines Lebens. Jemand ist in seinen Antikladen eingebrochen und hat ihm etwas hinterlassen: eine Leiche. Tot sitzt der Mann im Sessel und starrt ihn an.

Siggi flüchtet aus dem Geschäft und wählt sofort die 110. Sicher hat der Mann sich nicht selbst zum Sterben dort hingesetzt, jemand muss gewaltsam nachgeholfen haben. Doch als die Polizei endlich eintrifft und den Laden durchsucht, ist der Tote spurlos verschwunden. Keine Leiche, kein Tatort, keine Ermittlungen. Aber Siggi weiß doch, was er gesehen und gefühlt hat – der Mann war sogar noch warm!

Wie kann eine Leiche einfach verschwinden? Ist er vielleicht das nächste Opfer? Siggi ist kurz davor, durchzudrehen, wäre da nicht Doro, seine neue Putzhilfe, die sich gerade an diesem Morgen bei ihm vorstellt. Immerhin sie glaubt ihm. Wenn die Polizei nichts tut, dann müssen die beiden eben selbst ermitteln. 

Ein unterhaltsamer Cosy-Krimi mit einem sympathischen Protagonisten und einer guten Portion Antiquitäten-Expertise.

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Waldi Lehnertz

Waldi Lehnertz

Waldi Lehnertz, geboren 1967 in Prüm, ist – wie die beliebte Sendung Bares für Rares, in der er seit der ersten Folge als Händler mitwirkt – längst Kult geworden. Mit seinem Startgebot von „Achtzisch Euro“ erwarb er sich den Spitznamen 80-Euro-Waldi. Wenn er nicht für die Sendung vor der Kamera steht, betreibt der gelernte Pferdewirt einen Antiquitätengeschäft in der Eifel. Hier empfängt er Busladungen von Fans und unterhält die Gäste im Antikcafé mit Anekdoten aus seinem Leben als Antiquitätenhändler. Die eine oder andere könnte ihn zu diesem Krimi inspiriert haben. Wenn er noch Zeit hat, angelt er oder malt seine eigenen Kunstwerke.