Im Gespräch

«Wenn sich irgendwelche Spießer darüber aufregen, umso schöner.»

Am 28. November 1924 wurde Thomas Manns «Zauberberg» veröffentlicht. Genau 100 Jahre später erscheint «Zauberberg 2»: Eine Hommage an einen Klassiker, ein großer Roman, ganz und gar Heinz Strunk.

Heinz Strunk im Gespräch

Herr Strunk, ein Buch einfach «Zauberberg 2» zu nennen, ist das nicht ein bisschen frech?

Der Einfall kam mir vor etwa sieben Jahren und landete zunächst in meiner Ideensammlung. Aber je öfter ich an die Idee dachte, desto besser gefiel sie mir. Als ein Freund mir dann sagte, dass der Mann’sche Zauberberg 2024 sein hundertstes Jubiläum feiert, war klar: Die Gelegenheit darf ich mir nicht durch die Lappen gehen lassen, so eine Chance bekommt man in einem Autorenleben nur einmal. Die angehängte 2, noch dazu in der Schrifttype der „Terminator“-Filme, war eigentlich gar nicht provokativ gemeint, aber wenn sich irgendwelche Spießer darüber aufregen, umso schöner.

Was hat Sie daran gereizt, einen Sanatoriumsroman zu schreiben?

Bücher wie Filme, die in einem klar umrissenen Setting spielen, fand ich schon immer reizvoll. Und in diesem Fall konnte ich mein Knowhow, was seelische Verwerfungen betrifft, voll ausspielen, indem ich aus dem Sanatorium eine Fachklinik für psychische und psychosomatische Beschwerden machte. Wenn es etwas gibt, womit ich mich auskenne, dann damit.

Ich habe mich zur Vorbereitung mal in ein Sanatorium einweisen lassen. Als Selbstzahler musste ich dann auch richtig ablatzen: 800 Euro am Tag.

Und wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Wie Thomas Mann, der ja drei Wochen in Davos zugebracht hat, habe ich mich – immerhin zehn Tage lang – wohlgemerkt als Selbstzahler in ein psychosomatisches Klinikum begeben. Wo genau, bleibt natürlich streng geheim. Es ist auch nicht wichtig.

Es geht in Ihrem Roman um Menschen, die nicht glücklich sind und Patienten werden, weil sie mit ihrem Leben nicht zurechtkommen. Aber eigentlich haben Sie doch als komischer Autor angefangen, oder?

Da muss ein Missverständnis vorliegen, als solcher habe ich mich nie begriffen. Aber für mich bedeutet es ohnehin keinen Widerspruch, ernsthaften literarischen Gestaltungswillen mit Humor zu verknüpfen. In der unendlich drögen deutschen Gegenwartsliteratur sehen das hierzulande immer noch manche anders.

Zauberberg 2

Neu

Eine Hommage an einen Klassiker, ein großer Roman, ganz und gar Heinz Strunk

Jonas Heidbrink, ein Erfolgsmensch. Schon vor dem dreißigsten hat er sein Start-up versilbert; arbeiten muss er sein Leben lang nicht mehr. Aber es geht Heidbrink nicht gut, überhaupt nicht. Und so fährt er eines kalten Januartages los Richtung Osten, in die mecklenburgische Einöde, wo inmitten von Sümpfen ein schlossartiger Bau emporragt: das Sanatorium. Alles ausgesprochen nobel, aber eben doch: Klinik, für Menschen mit dem einen oder anderen Knacks. Schnell ist Heidbrink in das Korsett von Visiten und Anwendungen eingepackt, muss er sich entscheiden, ob er im Speisesaal seiner Misanthropie folgen oder Anschluss finden will. Die Menschen hier, Ärzte, Schwestern, Patienten, sind ihm fremd, doch bald sind sie seine Welt.

Nur scheint die Klinik wirtschaftlich nicht rundzulaufen. Ein Nebengebäude wird geschlossen, das Personal reduziert sich, man munkelt, in der Küche werde nur noch Convenience Food in der Mikrowelle aufgewärmt. Und so reiht sich ein Monat an den anderen – bis es in den Sümpfen zu einem rätselhaften Unglücksfall kommt.

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Was glauben Sie, wie werden Fans des ersten «Zauberberg» Ihren Roman finden?

Die, die die nicht nur auf Äußerlichkeiten achten, werden viel Freude daran haben und mein Buch als das begreifen, was es ist, nämlich eine Hommage. Aber mein Zauberberg soll natürlich auch als vollkommen eigenständiges Buch lesbar sein, ohne Kenntnis des verehrten Vorbilds.

Und was kommt als Nächstes? Nobelpreis für Literatur, wie Thomas Mann?

Lebensziel ist und bleibt Nobelpreis für Literatur und Oscar als bester Hauptdarsteller. Ob das klappt, sei mal dahingestellt, aber es gilt: Gib niemals deine Träume auf, sonst werden deine Träume dich aufgeben. Oder: das kalte Wasser wird nicht wärmer, wenn du später springst. Oder: Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

Heinz Strunk

Heinz Strunk

Der Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk wurde 1962 in Bevensen geboren. Seit seinem ersten Roman Fleisch ist mein Gemüse hat er 14 weitere Bücher veröffentlicht. Der goldene Handschuh stand monatelang auf der Bestsellerliste; die Verfilmung durch Fatih Akin lief im Wettbewerb der Berlinale. 2016 wurde der Autor mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis geehrt. Seine Romane Es ist immer so schön mit dir und Ein Sommer in Niendorf waren für den Deutschen Buchpreis nominiert.