Liebe Leserin,

unsere lebenslange Freundschaft wurde vor Jahrzehnten in einem Hinterhof in Santa Monica besiegelt. Was gibt es Besseres, als die allererste offizielle Jungs-Mädels-Party hinter einem Müllcontainer kauernd zu verbringen, neben der einzigen anderen Partybesucherin, die auch zu verängstigt war, das Versteckspiel zu spielen, das sich die Jungs gerade ausgedacht hatten? Das Spiel hieß «Hide and Go Get It», und es gab zwei Teams, Jungen gegen Mädchen. Die Spielregeln waren so einfach, wie wir befürchtet hatten, und es ist unschwer zu erraten, welches Team sich verstecken sollte und welches loszog, um sich es zu holen. 

Während die Jungs die Mädchen in ihren Verstecken aufstöberten und ihren Preis einforderten (Küsse von den «gefundenen» Mädchen), blieben wir in dem Hinterhof versteckt – zwei hyperwachsame Zwölfjährige, die sich an den schwitzigen Händen hielten, bis die Sonne unterging und wir sicher sein konnten, dass auch der letzte übereifrige, pickelige Junge die Suche aufgegeben hatte. Als frischgebackene beste Freundinnen schlichen wir uns auf die Party zurück. 

In der achten Klasse saßen wir in Biologie nebeneinander, als Jungen und Mädchen für eine Woche zum Sexualkundeunterricht getrennt wurden. Die Schulkrankenschwester klärte uns über Blutungen und Krämpfe und Ibuprofen auf, um uns im Anschluss mit Geschichten über Herpes und Genitalwarzen und Teenager-Schwangerschaften Angst zu machen.

Doch nie war die Rede von Sex. Wo blieben die Gespräche darüber, wie es sich anfühlt, über die Lust? Wir bekamen jede Menge Gründe an die Hand, «Nein» zu sagen, aber was war mit den Gründen dafür, irgendwann «Ja» zu sagen? Währenddessen schauten wir uns John-Hughes-Filme an, um was über Romantik zu lernen, und ließen ein Exemplar von Judy Blumes Wifey rumgehen, von irgendeiner Mutter gemopst. Wir durchforsteten die Cosmo und lasen Artikel über den perfekten Blowjob. Noch ehe wir «einen Mann» hatten, lernten wir, ihm Lust zu bereiten. Keine Angst, wurde uns eingetrichtert, in «10 einfachen Schritten» könnten wir unseren Partner jedes Mal zum Orgasmus bringen.

Wir haben die Botschaft tief verinnerlicht. Wir verwechselten begehrt werden mit unserem eigenen Begehren. Es war eine eindringliche Lektion, sie verfolgte uns durch unser Sexleben und unsere Beziehungen in den Zwanzigern bis in die Ehe. Sie ist das Herzstück von Dirty Diana.

Die Idee für Dirty Diana entsprang einer persönlichen Situation, die viele von uns kennen: das Innenleben einer sterbenden Beziehung. Shana und ihr Mann trennten sich im zweiten Jahr ihrer Ehe. Sie hatten seit einem Jahr nicht mehr miteinander geschlafen, hatten angefangen, in ihrem winzigen Haus in Laurel Canyon umeinander herumzuschleichen wie zwei Fremde, und hatten sich schließlich neuen Wohnungen und neuen Partnern zugewandt. Aber es gelang ihnen nie, sich ganz voneinander zu lösen. Nach vielen Jahren harter Arbeit fanden sie schließlich zueinander zurück, aber leicht war es nicht. 

Shanas Idee für den Dirty-Diana-Podcast lag der Wunsch zugrunde, damit ein sexpositives Narrativ mit einem authentischen Blick auf die Ehe zu erschaffen. In unserer Traumvorstellung sollte der Podcast außerdem witzig, klug und sexy genug sein, um bei den Zuhörerinnen echtes Begehren zu wecken. Im Frühjahr 2020, während die Welt zum Stillstand kam, sich einigelte und fast nicht mehr wiederzuerkennen war, saßen wir zu Hause und schrieben fieberhaft an Scripts, angetrieben von dem Verlangen nach gleichermaßen Flucht und Verbindung. Wir waren überglücklich, unfassbar geniale Menschen für unser Projekt gewinnen zu können – inklusive Demi Moore in der Rolle der titelgebenden Diana. Anstatt, wie ursprünglich erhofft, gemeinsam vor Ort in einem Studio aufzunehmen, arbeiteten wir stattdessen wochenlang im Lockdown über Zoom. Rund um den Globus, von Los Angeles bis Idaho, von New York über London bis Kopenhagen, saßen die Schauspielerinnen und Schauspieler bei sich zu Hause an Küchentischen und in Abstellkammern vor dem Mikrofon. Dirty Diana schaffte es aus dem Stand auf Platz eins der Apple-Fiction-Podcast-Charts, gewann einen Ambies Award in der Kategorie Best Scriptwriting und hat inzwischen über zwei Millionen Downloads erreicht. Noch besser sind jedoch die unglaublich ehrlichen und persönlichen Reaktionen unserer Zuhörerinnen (neben einer ziemlich aussagekräftigen Anzahl von Emojis, allen voran Flammen, Chilischoten und Auberginen.

Wir waren begeistert von der Resonanz auf unseren Podcast und wollten unbedingt noch tiefer in Dianas Welt eintauchen. Wir wollten eine umfassendere, intime und wendungsreiche Liebesgeschichte in umgekehrter Richtung erzählen. Im Podcast landen wir, anstatt uns in die herkömmliche Romanze mit ihren Irrungen und Wirrungen zu stürzen, unmittelbar in einer Ehe am Rande des Zusammenbruchs. Aber wie und weshalb ist Diana dort gelandet, und gibt es einen Weg zurück? Ist sie in der Lage, sich wieder mit ihrem Verlangen zu verbinden – und was hieße das für ihre auf den ersten Blick so bequeme Ehe?

Wir hatten in den letzten Jahren das große Glück, unsere Köpfe anstatt in einem Hinterhof irgendwo in Santa Monica über unsere Laptops gebeugt zusammenzustecken und gemeinsam drei Dirty-Diana-Romane zu schreiben. Wir haben einander unzählige Entwürfe hin- und hergeschickt. Wir hatten ein paar gute und jede Menge schlechte Ideen und haben dabei immer versucht, uns gegenseitig zum Lachen und manchmal auch zum Erröten zu bringen. Wir haben endlose Gespräche über Beziehungen und Sex geführt, aber auch über Scham und Heimlichkeit. Über die vielen Strategien, mit denen wir versuchen, ob erfolgreich oder nicht, unserem ganz eigenen Begehren auf die Spur zu kommen. Darüber, wie schwer es ist, all das herauszufinden, während man mitten in einer Beziehung steckt, und auch, wie abwegig und witzig es manchmal sein kann. Dianas verwickelte, unvollkommene Geschichte zu erzählen, ist für uns ein Traum und hoffentlich für unsere Leser:innen die Chance, an der Sehnsucht nach Verbindung, Zuneigung und Intimität teilzuhaben.

Jen & Shana