Im Gespräch

Christina Horsten und Felix Zeltner im Gespräch über ihr neues Buch "Hype"

Christina Horsten und Felix Zeltner sind die Autoren von “Hype – der geheime Motor hinter Krypto, KI & Co” – das erste Buch in deutscher Sprache, das die Mechanismen hinter Hype erklärt.

Christina Hosten und Felix Zeltner im Gespräch

Jeder kennt Hype, aber niemand scheint genau zu wissen, was dahinter steckt. Habt ihr eine Antwort auf die Frage, wie Hype entsteht?

Christina: Wir haben mit ExpertInnen rund um die Welt über Hype in der Technologiebranche gesprochen: häufig beginnt Hype mit einem kleinen, kaum bemerkten Durchbruch, also einer Erfindung, auf die einige wenige Menschen mit Weitblick dann Geld setzen und beginnen, Wellen zu schlagen.

Felix: Auf diese Wellen springen dann andere auf, probieren die Idee aus, konkurrieren mit ihr oder bekämpfen sie sogar, steigern aber damit das Interesse weiter.

Vielfach folgt auf Enthusiasmus und Hype die große Ernüchterung, wie aktuell mit KI. Ist das ein Naturgesetz?

Christina: Die Erfinder des sogenannten “Hype Cycles” der Marktforschungsfirma Gartner, mit denen wir gesprochen haben, würden sagen: ja. Sie ordnen neue Technologien auf einer S-Kurve ein: Große Aufregung, dann ein Peak, ein langer, unangenehmer Fall, und schließlich eine Normalisierung. Und sie sagen: das Modell lässt sich auch auf andere Lebensbereiche anwenden – bis hin zur Ehe!

Hype vorherzusagen ist eher Lotterie

Kann man Hype vorhersehen, um früher als alle anderen aufzuspringen?

Felix: Wie viel bezahlst du für die Antwort? Tatsächlich ist das eine Frage, an der sich viele die Zähne ausbeißen. Auch die Gartner-Analysten tun sich mit der Früherkennung schwer. Sie wälzen weltweit Patentdatenbanken, filtern soziale Medien, sind im Dauer-Austausch mit Unis und Forschungsinstituten – und trotzdem liegen sie häufig total daneben.

Christina: Hype vorherzusagen ist eher Lotterie als Frühwarnsystem.
 

In eurem Buch kommen auch viele kritische Stimmen zum Thema zu Wort. Warum ist Hype nicht immer gut?

Felix: Weil sehr viele Menschen dabei draufzahlen. Bei Großinvestoren mag das einkalkuliert sein, bei einzelnen Konsumenten aber nicht. Kryptowährungen sind ein gutes Beispiel: Über fünfeinhalb Milliarden Dollar haben Amerikaner im Jahr 2023 an Krypto-Betrüger verloren, rechnet das FBI. Trotzdem stecken viele Menschen weiter ihre Ersparnisse in diese virtuellen Währungen, angefeuert von Hype. Wir stellen im Buch aber auch fünf Filter vor, die dabei helfen können, Hype kritisch zu bewerten – vielleicht ja schon beim nächsten LinkedIn-Post!

Hype

Neu

Für die Technologie-Wirtschaft sind Hypes unverzichtbar: simple Narrative kündigen Umwälzungen biblischen Ausmaßes an und bieten gleich die passende technische Lösung dazu. Ob Internet der Dinge, Krypto, Metaverse, Künstliche Intelligenz oder Quantencomputing: Solche Hypes machen viele Menschen zu Milliardären und räumen anderen das Konto leer. Mit jeder Million Dollar, die in dieses Versprechen fließt, gibt es mehr Menschen, die daran interessiert sind.

Ein erster Schritt wäre, anzuerkennen, dass es diese Wellen von übersteigerten Trends gibt und dass die Wahrheit womöglich ganz anders aussieht. Ist das Versprechen wirklich technisch umsetzbar? Fachleute dafür gibt es – es sind allerdings nicht die Leute, die am lautesten schreien.

Dieses Buch tut genau das – die Informationen derjenigen Menschen einholen, die wirklich einen Einblick in das Entstehen und Widerstehen von Technology-Hypes haben. Es stellt deren wirtschaftliche Folgen dar und macht die Leser resilient gegen den nächsten Hype.

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Felix Zeltner

Felix Zeltner

Felix Zeltner ist Journalist und Gründer der Medienfirma Remote Daily. Er stammt aus Nürnberg und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Für seine Arbeit als Journalist (Arte, ARD, Der Spiegel) wurde er mehrfach ausgezeichnet. Gemeinsam mit Christina schrieb er den Bestseller «Stadtnomaden».

Christina Horsten

Christina Horsten

Christina Horsten ist New-York-Korrespondentin der Deutschen Presse-Agentur dpa. Sie wuchs in Bonn, Prag und in Berlin auf, wo sie an der Freien Universität promovierte. Für die dpa kehrte sie 2012 zurück in ihre Geburtsstadt New York und lebt dort heute mit Felix und ihren drei gemeinsamen Kindern.