Ein neues Jahrzehnt bricht an für die befreundeten Familien aus Köln, Hamburg und San Remo. Die 1960er Jahre versprechen Aufbruch, Wohlstand, Lebensfreude. Auch die Kölner Galerie von Gerda und Heinrich floriert; Tochter Ursula erwartet ihr erstes Kind. Sie ist Elisabeth und Kurt, den Hamburger Freunden ihrer Eltern, dankbar, dass sie ihr und Joachim ein Zuhause geben. Doch das Zusammenleben unter einem Dach ist nicht einfach: Während sich Elisabeth am Vergangenen festklammert, nutzt Kurt nutzt immer öfter die Gelegenheit für kleine Fluchten. In San Remo sorgt sich Gianni um Pips, den früheren Pianisten seines Jazzklubs, der mit einem dunklen Kapitel seiner Vergangenheit konfrontiert wurde, das sein Leben dramatisch verändert hat ... Erfolgsautorin Carmen Korn lässt in ihrer Drei-Städte-Saga einmal mehr Vergangenheit lebendig werden.
DAS INTERVIEW
Die ältere Generation der Protagonist:innen Ihres neuen Romans, die Borgfeldts (Hamburg), Aldenhovens (Köln) und Cannas (San Remo), sind nicht mehr die Jüngsten. Auf den 570 Seiten ist der Abschiedsblues deutlich spürbar, Krankheit und Tod fordern ihren Tribut. Wie wirkt sich diese melancholische Grundstimmung auf den Prozess des Schreibens aus?
Ich befinde mich ja genau in der Phase des Lebens, die einige der Figuren in meinem Buch erreichen. Da fließt natürlich vieles von den eigenen Gedanken ein. Wenn Gerda in Köln darüber nachdenkt, ob das Ärgerlichste am Alter ist, dass Tätigkeiten schwerfallen, die ihr früher leicht gefallen sind, oder aber dass einem die Zeit davonläuft – dann ist mir das alles andere als fremd. Auch ich denke gelegentlich, wie viele Sommer, wie viele Weihnachten es noch geben wird. Dennoch ist für mich der «Abschiedsblues» im Buch nicht der tragende Soundtrack. Es ist ein Plädoyer fürs Leben, so empfinde ich das. Und so sehen es die meisten der Figuren auch. Übrigens: Viel gestorben wird gar nicht in Zwischen heute und morgen, da hält der dritte Band der Trilogie noch immer den Spitzenplatz.
Ende der Sechzigerjahre und in den frühen Siebzigern trafen sich diverse Protestmilieus auf den Straßen der Republik, Notstandsgesetze, Friedensbewegung und Anti-AKW-Kampf waren die Konfliktthemen dieser Jahre. Wenn Sie zurückblicken – wie waren Sie damals: eher aufrührerisch oder angepasst?
Ich schwankte zwischen bravem Kind und der Lust auf Ungehorsam. Das ist noch immer so.
Ob Berliner Mauerbau, Sturmflut 1962, Lengede-Unglück, Mord an John F. Kennedy und Martin Luther King, Prager Frühling, Dutschke, Che Guevara ... Es steckt ungeheuer viel Politik und Zeitgeschichte in diesem Roman. Wie sehr mögen Sie als gelernte Journalistin diesen Teil des Schreibens, die Recherche?
Enorm gerne. Und dabei komme ich vom Hölzchen aufs Stöckchen.