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Reise in die Stille

Auf den Spuren des seltensten Raubtiers der Welt, dem Schneeleoparden, reist der Abenteurer und Schriftsteller Sylvain Tesson zusammen mit dem Tierfotografen Vincent Munier ins tibetische Hochland. Schweigend und in eisiger Kälte wartet er auf den, der vielleicht nicht kommt. Ein meditativer Reisebericht, eine Expedition, die seinen Blick auf die Welt verändert.

Tesson

Klirrende Kälte, karge, weite Landschaft, schroffe Felsen, eisige Berghänge – in dieser eindrucksvollen Kulisse machen sich der französische Reiseschriftsteller Sylvain Tesson und der mehrfach ausgezeichnete Tierfotograf Vincent Munier auf die Suche. Ihr Ziel: Sie wollen den vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden fotografieren. Im Winter 2018 reisen sie dafür gemeinsam mit Muniers Frau, die Tierfilmerin ist, und einem befreundeten Philosophen für mehrere Wochen ins tibetische Hochland. 

Immer präsent: das Warten, die Stille und Tessons Notizbuch, das auf dieser meditativen Reise immer an seiner Seite ist. Aus seinen Aufzeichnungen und Gedanken ist «Der Schneeleopard» entstanden, ein philosophischer Reisebericht, der 2019 das meistverkaufte Buch in Frankreich war und den französischen Literaturpreis «Prix Renaudot» erhielt. 
 

Im Angesicht der Leere

Als Tesson und Munier sich bei einer seiner Filmvorführungen zum ersten Mal begegnen, reist der Fotograf dem Schneeleoparden bereits seit sechs Jahren hinterher. Was die beiden Männer verbindet, ist die aufrichtige Liebe zur Natur und der innige Wunsch, ihr so nah wie möglich zu kommen. Tesson, der in Paris aufwuchs, machte 1997 mit 25 Jahren seine erste Fahrradreise nach Zentralasien. Später durchquerte er unter anderem das Himalaya-Gebirge und ging zu Fuß von Nordrussland nach Indien. Ein Ort, den er besonders oft und gern bereist, ist die Steppe Zentralasiens. «In der zentralasiatischen Steppe hatte ich das Gefühl heimzukehren. Sobald Wind aufkam, atmete ich heimatliche Luft», sagt Tesson, der auf seinen Reisen immer wieder Einsamkeit und Kälte sucht. 2014 reiste er im Winter nach Sibirien, um dort sechs Monate alleine in einer Blockhütte ohne Strom und Wasser am Ufer des Baikalsees zu leben.
 

Rhythmus der Natur 

Auf seiner Expedition ins tibetische Hochland erlebte Tesson einen neuen Rhythmus des Reisens. Einer, der nicht von ihm selbst bestimmt war, sondern von dem Wesen, das er und Munier sehnlichst erwarteten – den Panthera uncia. Weltweit soll es laut Tesson noch etwa 5000 Schneeleoparden geben. «Die Statistik zählt mehr Menschen mit Pelzmänteln», so Tesson. Eine akute Bedrohung stellt die illegale Jagd dar und der vom Menschen verursachte Klimawandel, der ihren Lebensraum schrumpfen lässt. Ein Bericht der Zoological Society of London schätzt den Anteil der innerhalb von fünf Jahrzehnten verschwundenen wild lebenden Arten auf 60 Prozent. 
 

Neue Art des Sehens

Muniers Weise, diese wild lebenden Tiere zu schützen, besteht darin, ihre Schönheit in seinen Bildern zu zeigen. Mit zwölf Jahren fotografierte Munier sein erstes Tier, ein Reh in den Vogesen, wo er aufwuchs. Ein Bild, das für ihn mehr war als nur ein Foto: «An diesem Tag entschied sich mein Schicksal: Tiere beobachten. Auf sie warten.» 
Im tibetischen Hochland harrten Munier und seine Reisebegleiter:innen bei zweistelligen Minusgraden auf 4000 Höhenmetern an manchen Tagen bis zu acht Stunden auf ihren Posten aus. Eine Beharrlichkeit, die für Tesson teils zur Geduldsprobe wurde und zu einer Lektion in Absichtslosigkeit. Denn ob sie den Schneeleoparden überhaupt zu Gesicht bekommen würden, bleibt ungewiss. «Wir wussten, dass er durch die Gegend streunte. Manchmal sah ich ihn: nein, doch nur ein Felsen, eine Wolke. Ich lebte in seiner Erwartung.» Eine Expedition, die für Tesson vor allem «schweigendes Warten im Angesicht der Leere» bedeutet. Er sagt: «Ich selbst hatte fünfundzwanzig Jahre lang die Steppe durchmessen, ohne auch nur

Mit Munier an seiner Seite lernte Tesson im tibetischen Hochland trotz eisiger Kälte auch eine neue Art des Sehens. Yaks, Wölfe, Gemsen, Mufflons – die Tierwelt des tibetischen Hochlands zu beobachten, bedeutete für Tesson, «das Auge an ein magisches Guckloch zu pressen.» Die Wochen in Kälte, Stille und auf der Lauer haben den weit gereisten Schriftsteller und seinen Blick auf die Welt nachhaltig verändert. Tesson: «Wieder zu Hause würde ich auch weiterhin die Welt betrachten. (…) Das Leben verstreicht nicht einfach so. Man kann unter der Linde vor seinem Haus auf der Lauer liegen, unter den Wolken am Himmel und sogar am Tisch seiner Freunde. In dieser Welt gibt es mehr Erscheinungen, als man denkt.»

Der Schneeleopard

Gemeinsam mit dem Fotografen Vincent Munier reist der Abenteurer und Schriftsteller Sylvain Tesson nach Tibet, um sich auf die Suche nach einem der seltensten Tiere dieser Erde zu begeben - dem Schneeleoparden. Ob sie dem Tier begegnen werden? Ungewiss.
Auf über 4000 Metern, fernab vom Lärm der Zivilisation, hinterfragt Tesson eine Welt, in der kaum noch Raum bleibt für das Ungebändigte und die Entfaltung der Schönheit der Natur. Entstanden ist ein aufrüttelndes, preisgekröntes, kraftvolles Werk, dessen Sog man sich nicht entziehen kann: Eine meditative Reise in die weiße Stille des Himalaya, eine Lektüre gegen die Hektik unseres Alltags und die Zerstörung der Welt.

«Der Schneeleopard» war das erfolgreichste französischsprachige Buch des Jahres 2019.

«Eine Abenteuergeschichte und eine spirituelle Suche. Ein Lob der Geduld, der Wildnis und der Schönheit.»
François Busnel, La Grande Librairie

«Dicht, intelligent und feinsinnig - das perfekte Gegenmittel wider den zeitgenössischen Wahnsinn.»
Marie Chaudey, La Vie

«Sylvain Tesson bewohnt diese Welt als Dichter.»
Étienne de Montety, Le Figaro Littéraire

«Eine Ode an die Stille.»
Libération

«‹Der Schneeleopard› erinnert an die Jagd des Kapitän Ahab nach Moby Dick, mit dem Unterschied, dass der Held dieser Geschichte das Tier fotografieren will, anstatt es zu harpunieren.»
Le Monde des Livres

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Worum geht es?
Auf der Suche nach den letzten Schneeleoparden reist der Abenteurer und Schriftsteller Sylvain Tesson mit dem Tierfotografen Vincent Munier nach Tibet. Auf über 4000 Höhenmetern erlebt Tesson bei zweistelligen Minusgraden eine stille, atemberaubend schöne Welt, die der Mensch immer weiter zerstört. Ein meditativer Reisebericht aus der Stille und Weite des tibetischen Hochlands, ein aufrüttelndes Plädoyer für den Artenschutz. 

Warum ist es so lesenswert?
In «Der Schneeleopard» klirrt die Kälte zwischen den Zeilen, glitzert das Eis, eröffnet sich die Weite des tibetischen Hochlands und jagen Wildtiere durch jedes Kapitel. Tessons Reisebericht entschleunigt und lässt die Hektik des Alltags für einen Moment weit weg erscheinen. 
 

Sylvain Tesson, geboren 1972 in Paris, ist Schriftsteller, Geograph und ein leidenschaftlicher Reisender. An eine erste Expedition nach Island schlossen sich weitere an: mit dem Fahrrad um die Welt, zu Fuß durch den Himalaya und zu Pferd durch die Steppe Zentralasiens. Für seine Reisebeschreibungen und Essays wurde Sylvain Tesson mit dem Prix Goncourt de la nouvelle und zuletzt mit dem Prix Renaudot für «Der Schneeleopard» ausgezeichnet.

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