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Macht kaputt, was euch kaputt macht!

Aufbruch, Ausbruch, Revolution! In ihrem neuen Buch «Ungezähmt» lädt die Autorin und Aktivistin Glennon Doyle zur kollektiven Entgiftung. Ein leidenschaftliches Plädoyer für radikale Selbstliebe und ein Leben jenseits des Käfigs kultureller Konditionierung.

Glennon Doyle
Doyle
Amy Paulson

Als Glennon Doyle sich selbst abhandenkommt, ist sie zehn Jahre alt. Ein Kind, das in Märchenbüchern erfährt, dass Mädchen, die eigene Wege gehen vom bösen Wolf gefressen werden. Eines, das Erzieher*innen, Familienmitglieder und Gleichaltrige erlebt, die starke Emotionen als «nicht damenhaft» deklarieren und laute Stimmen und freche Ansichten verstummen lassen. «Mit zehn Jahren fangen Kinder an, ihr wahres Selbst zu verstecken, um so zu werden, wie die Welt sie haben will. Zehn ist das Alter, in dem wir mit unserer inneren Zähmung beginnen», sagt die US-amerikanische Aktivistin und Bestseller-Autorin Glennon Doyle. In ihrem neuen Buch «Ungezähmt» erzählt die 44-Jährige die Geschichte ihrer inneren Befreiung, schildert offen Ängste und Zweifel, benennt Wut und einen Schmerz, der alle Frauen miteinander verbindet. 

Außer Kontrolle 

Als wären die ständigen Bewertungen von Frauenleben, Frauenkörpern und -karrieren ein gesellschaftliches Grundrecht, stehen Frauen seit jeher unter dem Dauerfeuer ungefragter Meinungen, Ratschläge und Erwartungen. Zu laut, zu leise, zu viel, zu wenig, zu stark, zu schwach, zu fordernd, zu bescheiden, zu dick, zu dünn, zu klug, zu dumm, zu brav, zu wild, zu schön, zu hässlich – durch Medien, Schönheitsindustrie und Gesellschaft wabert das ausgerufene Ideal der «vollkommenen» Frau, das etwa dazu führt, dass Frauen ihren natürlichen Körper ablehnen und manipulieren, ihre Verhaltensweisen an angeblich geltende Normen anpassen. Sie lernen, anderen zu gefallen, und verlieren dabei den wichtigsten Menschen in ihrem Leben – sich selbst. Doyle sagt: «Der Inbegriff der Weiblichkeit besteht darin, sich selbst vollkommen zu verleugnen. Das ist das Endziel jeder patriarchalischen Struktur. Denn der effektivste Weg, Frauen zu kontrollieren, ist, sie dazu zu kriegen, sich selbst zu kontrollieren.»
Auch Doyle hat sehr lange versucht, sich zu kontrollieren. Sie erkrankte mit zehn Jahren an Bulimie. «In dieser Krankheit weigerte ich mich, mich zu fügen, schwelgte im Hunger, gab meiner Wut Ausdruck», sagt Doyle. Mit elf Jahren begab sie sich in Behandlung. Zur Bulimie ihrer Kindheit, die sie 16 Jahre lang begleitete, kam später eine Alkohol- und Drogensucht. Mit 26 wurde Doyle, die damals noch Grundschullehrerin war, unerwartet schwanger – und in kürzester Zeit abstinent. 

Wahrhaftiges Leben


Bis zu diesem Moment hatte sie ihr Leben in der Annahme gelebt, dass Schmerz dazu da sei, verdrängt, versteckt oder betäubt zu werden. «Ich dachte, wenn das Leben schwer wurde, läge es daran, dass ich etwas falsch gemacht hatte», so Doyle. Dann erkannte sie: «Das Leben ist nicht schwer, weil ich schwach bin oder Fehler mache oder weil ich irgendwann irgendwo falsch abgebogen bin. Es ist schwer, weil das Leben für Menschen eben schwer ist und ich ein Mensch bin, der endlich richtig lebt.» Die Abstinenz und der Entzug brachten sie allmählich zurück auf den Weg zu sich selbst. Sie wurde eine gläubige Christin, heiratete, bekam ihr erstes Kind, schrieb ihr erstes Buch. Ein Leben, das nach außen hin glänzte, sie innerlich jedoch rastlos machte und sie ratlos und wütend zurückließ, als herauskam, dass ihr Mann sie seit Beginn ihrer Ehe betrog. In der Zeit ihrer Paartherapie begegnete Doyle bei einer literarischen Abendveranstaltung ihrer zukünftigen Frau, der US-Fußballnationalspielerin Abby Wambach. Ein entscheidender Moment, der den Anfang ihres neuen, wahrhaftigen Lebens markierte. Diese Liebe brachte ihr die Lebendigkeit zurück, die sie als Kind verloren hatte. Als Wambach bei den Eltern ihrer künftigen Frau um deren Hand anhielt, sagte Doyles Mutter: «Abby, ich habe
meine Tochter nicht mehr so lebendig gesehen, seit sie zehn Jahre alt war.»

Jenseits des Käfigs

 

Wahrhaftigkeit ist ein wichtiger Aspekt in Doyles Leben. Als sie ihrer Frau zum ersten Mal begegnete, wird ihr klar: «Für dich ist ein Leben bestimmt, das wahrhaftiger ist als das, das du lebst. Aber um das zu erreichen, musst du es dir selbst formen.» Doyle verließ ihren Mann, heiratete ihre Frau und lebt mit ihr und ihren drei Kindern seither in Florida. Ein Schritt, den Doyle als ihre erste Entscheidung als freie Frau betrachtet, eine Frau, die sich nicht mehr an den Erwartungen anderer orientiert. 
Das, was Doyle in ihrem Leben für sich erkannt hat, will sie weitergeben. An ihre zwei Töchter, die sie zu Feministinnen erzieht, und an andere Frauen: «Du hast die Erlaubnis, Raum einzunehmen auf dieser Welt, mit deinen Gefühlen, deinen Ideen, mit deinem Körper. Du musst nicht schrumpfen.» Und sie will darauf aufmerksam machen, dass sogar in feministischen Köpfen misogyne Mantras erklingen. Doyle sagt: «Ich bin Feministin, aber ich bin in einer sexistischen Kultur aufgewachsen. Ich habe das Gift immer noch in mir. In mir sind noch immer all jene Neigungen lebendig, die mir jahrzehntelang eingeträufelt wurden. Ich kämpfe immer noch tagtäglich darum, meinen Körper zu lieben.»   

Prominente Unterstützerinnen

 

Offene Botschaften, die auch bei prominenten Leserinnen einen Nerv treffen. Neben der Schriftstellerin Elizabeth Gilbert, den Hollywood-Schauspielerinnen Reese Witherspoon und Gwyneth Paltrow, die Doyle auf ihren YouTube-Kanälen interviewten, ist auch die US-amerikanische Sängerin Adele ein Fan von ihr und ihren Büchern. In einem Instagram-Post zu «Ungezähmt» schrieb sie: «Wenn du dafür bereit bist, wird dieses Buch dein Hirn erschüttern und deine Seele zum Schreien bringen. Ich bin so was von bereit für mich, seitdem ich es gelesen habe!»

Genau darum geht es Doyle: Sie will ein Vorbild sein, aufzeigen, in welchen gesellschaftlich konstruierten Käfigen sich Frauen noch immer befinden, und sie will andere zur Freiheit anstiften. Für sich selbst hat sie erkannt: «Ich werde mich nie wieder als kaputt, mangelhaft oder unvollkommen bezeichnen. Ich bin vierundvierzig Jahre alt. Ich bin inklusive der Haare an meinem Kinn und meines Schmerzes und meiner Widersprüchlichkeiten makellos und unkaputt.» Was sich Doyle für die Welt wünscht: «Frauen, die sich der Erwartungen der Welt so gründlich entledigt haben, dass sie bis zum Rand nur noch mit sich selbst angefüllt sind, die sich nicht länger vor sich selbst fürchten und das tun, was als Nächstes zu tun ist, ohne um Erlaubnis zu bitten oder sich zu erklären.» Die Vision einer wahrhaft guten Zukunft. 

Das Buch in Kürze

«Ungezähmt»

Glennon Doyle zeigt uns, was Großes geschieht, wenn Frauen aufhören, sich selbst zu vernachlässigen, um den an sie gestellten Erwartungen gerecht zu werden, und anfangen, auf sich selbst zu vertrauen. Wenn sie auf ihr Leben schauen und erkennen: Das bin ich. Ungezähmt.

Worum geht es?

Wie wunderbar und frei das Leben sein kann, wenn Frauen aufhören, sich selbst zu vernachlässigen und den Erwartungen anderer gerecht zu werden, erzählt Autorin und Aktivistin Glennon Doyle in ihrem neuen Buch «Ungezähmt». Es ist die Geschichte ihres Lebens, das lange von Bulimie, Alkohol- und Drogensucht geprägt war, bis sie anfing, sich selbst zu vertrauen. 

Warum ist es so lesenswert?

Glennon Doyle erzählt in «Ungezähmt» bemerkenswert offen und ungeschönt von den Höhen und Tiefen ihres Lebens, benennt Gefühle und sexistisch vergiftete Denkmuster, die viele Frauen kennen. Dabei gelingt ihr eine kraftvolle, feministische Handlungsempfehlung für ein selbstbestimmtes Leben jenseits des engen Käfigs gesellschaftlicher Erwartungen.
 

Ungezähmt

Hör auf, gefallen zu wollen, und fang an zu leben.

Seit ihrem zehnten Lebensjahr strebt Glennon Doyle danach, gut zu sein: eine gute Tochter, eine gute Freundin, eine gute Ehefrau - so wie die meisten Frauen schon als Mädchen lernen, sich anzupassen. Doch statt sie glücklich zu machen, hinterlässt dieses Streben zunehmend ein Gefühl von Müdigkeit, Über- und Unterforderung. Glennon - erfolgreiche Bestsellerautorin, verheiratet, Mutter von drei Kindern - droht, sich selbst zu verlieren. Bis sie sich eines Tages Hals über Kopf in eine Frau verliebt - und endlich beschließt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. 
Glennon Doyle zeigt uns, was Großes geschieht, wenn Frauen aufhören, sich selbst zu vernachlässigen, um den an sie gestellten Erwartungen gerecht zu werden, und anfangen, auf sich selbst zu vertrauen. Wenn sie auf ihr Leben schauen und erkennen: Das bin ich. Ungezähmt.

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