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In Irland können sie Geschichten erzählen. Und Geheimnisse bewahren.

«Eine irische Familiengeschichte» von Graham Norton: berührend, melancholisch, mitreißend

Graham Bild
© Peter Bartels

Voller Abgründe, Liebe und Tragik: Graham Nortons neuer Roman verbindet grandios zwei Zeitebenen. In der Hauptrolle Elizabeth, die ein unglaubliches Familiengeheimnis aufdeckt.

Der Titel ist eigentlich stark untertrieben: Graham Nortons Roman ist viel mehr als «Eine irische Familiengeschichte». Es ist ein wunderbar erzähltes Frauendrama. Eine Spurensuche. Und vor allem die Geschichte von Elizabeth, die nach dem Tod ihrer Mutter deren Haus in der Nähe von Dublin erbt. Nichts verbindet die junge Frau mit dem Ort ihrer Kindheit. In Irland will sie nur die Formalitäten regeln und dann zurückfliegen in ihr neues Zuhause New York. Als sie im Schrank ihrer Mutter Liebesbriefe entdeckt, beginnt sie Fragen zu stellen. Ihre Mutter hat nie über ihren Vater gesprochen. Angeblich lebte sie einige Zeit bei einem Verlobten, den keiner ihrer Verwandten je zu Gesicht bekam. Monate später kehrte sie aus dem weit entfernten Kilkenny zurück. Ohne Ehering, nur mit einem Säugling im Arm.


Dicht und ungeheuer lebendig beschreibt Graham Norton Elizabeths Reise in die Vergangenheit. Er ist ein glänzender Beobachter, macht Landschaft und Leute spürbar, ihre unerfüllten Träume, ihren Alltag – und ihren Selbstbetrug.


Schnell wird klar, dass Elizabeths Mutter ein Geheimnis gehütet hat. Die Briefe im Schrank sind voller Zärtlichkeit. Ihren Verfasser hat sie damals durch eine Kontaktanzeige kennengelernt, verrät ihr eine alte Freundin. «Ich habe sie danach auf der Farm in Kilkenny besucht», erzählt Rosemary. «Aber ich wurde von der Mutter des Verlobten abgewiesen und durfte sie nicht sehen.» Was ist hinter den verschlossenen Türen passiert? Bei einem Notartermin erfährt Elizabeth, dass sie ein zweites Haus geerbt hat: Castle House, die windumtoste Farm am Fuße einer Burgruine. Der Hof des angeblich toten Vaters.


Meisterhaft vermischen sich hier Gestern und Heute. Graham Norton erzählt von alten und neuen Familien, davon, was sie trägt und woran sie scheitern. Denn auch Elizabeth kämpft mit den Folgen einer schwierigen Beziehung: Sie ist geschieden, ihr 17-jähriger Sohn scheint ihr zunehmend zu entgleiten. Zwischen Liebe und Tragödie findet sie die Wahrheit heraus. Ein wunderbares Buch mit einem unverwechselbaren Ton, das keine Rührseligkeiten braucht, um zu Herzen zu gehen.


Diesen Buchtipp und viele weitere Lese-Highlights finden Sie im «Buch Extra»-Heft, das der Mai-Ausgabe der FürSie, Petra und vital beiliegt.

Eine irische Familiengeschichte

Elizabeth Keane kehrt zum ersten Mal seit Jahren nach Irland zurück. Ihre Mutter Patricia ist gestorben, Elizabeth muss den Haushalt auflösen. Auch Patricia hatte als junge Frau den Ausbruch versucht, mit einem Verlobten, den keiner je zu Gesicht bekam. Zurückgekehrt war sie ohne Mann, dafür mit einem Säugling im Arm. Wer ihr Vater war, hat Elizabeth nie erfahren. Doch dann findet sie unter den Sachen ihrer Mutter ein Bündel Liebesbriefe. Elizabeth macht sich auf die Suche. Ihr Weg führt zu einer windumtosten Farm am Fuße einer Burgruine über der rauen Keltischen See ...

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Graham Norton

Graham Norton

Graham Norton, Schauspieler, Comedian und Talkmaster, ist eine der bekanntesten Fernsehpersönlichkeiten der englischsprachigen Welt. Geboren wurde er in Clondalkin, einem Vorort von Dublin, aufgewachsen ist der Sohn einer protestantischen Familie aber im County Cork im Süden Irlands. Sein erster Roman «Ein irischer Dorfpolizist» überraschte viele durch seine Wärme und erzählerische Qualität, er avancierte in Irland und Großbritannien zum Bestseller, wurde mit dem Irish Book Award 2016 ausgezeichnet und wird nun auch zu einer Fernsehserie. «Möglicherweise war es Verschwendung, dass der Mann die ganzen Jahre im Fernsehen war», schrieb Bestsellerautor John Boyne in der «Irish Times».