Ausgezeichnet

Ronya Othmann erhält den Erich-Loest-Preis 2025

Ronya Othmann erhält den Erich-Loest-Preis 2025
© Paula Winkler

Ronya Othmann wird für ihren Roman «Vierundsiebzig» mit dem Erich-Loest-Preis 2025 geehrt, eine Auszeichnung für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die gesellschaftliche und politische Verhältnisse in Deutschland nicht nur beschreiben, sondern mit ihrer Stimme den demokratischen Diskurs mitgestalten. 

In der Begründung der Jury unter Vorsitz von Andreas Platthaus heißt es, Ronya Othmann habe dem «Völkermord an der ethnisch-religiösen Minderheit der Jesiden im kurdischen Irak (2014) ein großes literarisches Denkmal gesetzt, das zugleich eine sehr persönliche Suche nach Herkunft und kultureller Identität ist, die wiederum zentrale Fragen unserer Gegenwart berührt.» Und: «In ihren Texten verhandelt sie die Frage des Erbes zwischen den Generationen, sie verbindet das Private mit dem Kollektiven, das Lokale mit universalen Fragen. Sie verwahrt sich gegen den Automatismus identitätspolitischer Zuschreibungen und ist dabei in jedem Moment eine hochpolitische Autorin, die unermüdlich die Spuren historischer Gewalt aufsucht und sich – auch mit Bezug auf die Gewaltregime und den Terrorismus der Gegenwart – unerschrocken und beharrlich gegen Verschweigen, Beschwichtigen und Schuldumkehr stellt.»

Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung und Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig, erklärt: «Mit Ronya Othmann hat unsere Preis-Jury eine junge literarische Stimme ausgewählt, die aus der eigenen Biografie heraus weltpolitische Ereignisse in eine literarische Form gießt und damit gegen das Vergessen eines Völkermords anschreibt.»

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig im Andenken an den am 12. September 2013 verstorbenen Leipziger Schriftsteller und Ehrenbürger Erich Loest alle zwei Jahre und nun bereits zum fünften Mal verliehen. Die Preisverleihung findet am 24. Februar 2025 im Mediencampus Villa Ida in Leipzig statt.

Weitere Informationen zum Preis erhalten Sie hier.

Ronya Othmann

Ronya Othmann

Ronya Othmann, als Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdisch-êzîdischen Vaters 1993 in München geboren, schreibt Lyrik, Prosa und Essays und arbeitet als Journalistin. Für ihr Schreiben wurde sie viele Male ausgezeichnet, u.a. mit dem Lyrik-Preis des Open Mike, dem MDR-Literaturpreis und dem Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik. Für Die Sommer, ihren ersten Roman, bekam sie 2020 den Mara-Cassens-Preis zugesprochen, für den Lyrikband die verbrechen (2021) den Orphil-Debütpreis, den Förderpreis des Horst-Bienek-Preises und den Horst Bingel-Preis 2022. Vierundsiebzig, ihr zweiter Roman, wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert und mit dem Düsseldorfer Literaturpreis 2024 sowie dem Erich-Loest-Preis 2025 ausgezeichnet.

Vierundsiebzig

«Ich habe immer gedacht, dass es das Ende ist, wenn der Himmel auf die Erde fällt. Am 3. August 2014 ist der Himmel nicht auf die Erde gefallen, aber trotzdem war es das Ende.»

Nach ihrem Debüt Die Sommer legt Ronya Othmann den zweiten Roman vor. Sie will eine Form finden für das Unaussprechliche, einen Genozid, den vierundsiebzigsten, verübt 2014 in Shingal von Kämpfern des IS. Vierundsiebzig ist eine Reise zu den Ursprüngen, zu den Tatorten: in die Camps und an die Frontlinien, in die Wohnzimmer der Verwandten und von deutschen Gerichtssälen weiter in ein êzîdisches Dorf in der Türkei, in dem heute niemand mehr lebt.

«Vierundsiebzig ist vieles in einem – Autobiographie, Biographie, Reiseliteratur und Geschichtsschreibung in Echtzeit – und dennoch ein organisches Ganzes. Ein literarischer Befreiungsschlag.» Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 

«Ein großes Werk und ein ungeheuer packendes dazu.» Die Welt

  • Erscheinungstermin: 12.03.2024
  • Lieferstatus: Verfügbar
  • 512 Seiten
  • ISBN: 978-3-498-00361-6
  • Autor:innen: Ronya Othmann

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