Ronya Othmann wird für ihren Roman «Vierundsiebzig» mit dem Erich-Loest-Preis 2025 geehrt, eine Auszeichnung für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die gesellschaftliche und politische Verhältnisse in Deutschland nicht nur beschreiben, sondern mit ihrer Stimme den demokratischen Diskurs mitgestalten.
In der Begründung der Jury unter Vorsitz von Andreas Platthaus heißt es, Ronya Othmann habe dem «Völkermord an der ethnisch-religiösen Minderheit der Jesiden im kurdischen Irak (2014) ein großes literarisches Denkmal gesetzt, das zugleich eine sehr persönliche Suche nach Herkunft und kultureller Identität ist, die wiederum zentrale Fragen unserer Gegenwart berührt.» Und: «In ihren Texten verhandelt sie die Frage des Erbes zwischen den Generationen, sie verbindet das Private mit dem Kollektiven, das Lokale mit universalen Fragen. Sie verwahrt sich gegen den Automatismus identitätspolitischer Zuschreibungen und ist dabei in jedem Moment eine hochpolitische Autorin, die unermüdlich die Spuren historischer Gewalt aufsucht und sich – auch mit Bezug auf die Gewaltregime und den Terrorismus der Gegenwart – unerschrocken und beharrlich gegen Verschweigen, Beschwichtigen und Schuldumkehr stellt.»
Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Medienstiftung und Direktor Stiftungen der Sparkasse Leipzig, erklärt: «Mit Ronya Othmann hat unsere Preis-Jury eine junge literarische Stimme ausgewählt, die aus der eigenen Biografie heraus weltpolitische Ereignisse in eine literarische Form gießt und damit gegen das Vergessen eines Völkermords anschreibt.»
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig im Andenken an den am 12. September 2013 verstorbenen Leipziger Schriftsteller und Ehrenbürger Erich Loest alle zwei Jahre und nun bereits zum fünften Mal verliehen. Die Preisverleihung findet am 24. Februar 2025 im Mediencampus Villa Ida in Leipzig statt.
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