Ronya Othmann wird in diesem Jahr mit dem Düsseldorfer Literaturpreis geehrt, eine Anerkennung für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, deren deutschsprachiges literarisches Werk inhaltlich oder formal Bezug auf andere Künste nimmt. Wir freuen uns sehr für Ronya Othmann!
Tobias Lehmkuhl, Mitglied dersiebenköpfigen Jury, schreibt in der Begründung: «In ihrem dokumentarischen Roman ‹Vierundsiebzig› erzählt Ronya Othmann auf so eindrucksvolle wie erschütternde Weise vom Völkermord an den Jesiden durch den Islamischen Staat. Die Tochter einer deutschen Mutter und eines aus Nordsyrien stammenden jesidischen Vaters geht ihrer eigenen Herkunftsgeschichte nach, rekonstruiert den Hergang des Genozids in der Shingal-Region, berichtet von jenen, die vertrieben oder in die Sklaverei gezwungen wurden und reist auf den Spuren jenes titelgebenden ‹74. Ferman›, des 74. Massakers an ihrem Volk selbst in die Türkei und in den Nordirak. Der Kultur der Jesiden, die nicht auf Schrift gründet, hat sie damit ein einzigartiges literarisches Dokument geschenkt. Im Bewusstsein einer jahrhundertelangen Geschichte der Verfolgung verschränkt Othmann die Identitätssuche der Erzählerin mit historischen Berichten, zeitgenössischen Zeugnissen und intensiven Beschreibungen jener Landschaft, die für das kleine Volk der Jesiden Heimat bedeutet. Das eigene Schreiben selbst ständig hinterfragend steht ‹Vierundsiebzig› zudem exemplarisch für den Versuch, einen Genozid und seine Folgen im 21. Jahrhundert in Worte zu fassen.»
Der Preis wird durch die Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf vergeben und ist mit 20.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 16. Oktober im Forum der Stadtsparkasse Düsseldorf statt.
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