Natascha Wodin wird mit dem Joseph-Breitbach-Preis 2022 ausgezeichnet.
»Natascha Wodins Bücher«, so die Jury, »zeichnet eine Dringlichkeit und zarte, aber unerbittliche Wucht aus, mit der ihre lebendige Erzählweise ins Zentrum des Geheimnisses um die Verletzlichkeit und Nacktheit des Menschen drängt. Ihre Bücher fragen, hinterfragen, suchen und entwickeln durch ihr Thema der erweiterten Autobiografie eine Erzählhaltung ganz eigener Art, deren Sog den Leser in den Glutkern politischer und menschlicher Abgründe führt. Als Kind sowjetischer Zwangsarbeiter nimmt die in Deutschland geborene, russisch-ukrainischstämmige Autorin in ihrem Buch ›Sie kam aus Mariupol‹ den historischen Komplex von Schuld und Scham in den Blick, der auch nach Jahrzehnten noch in unsere Gegenwart reicht. Auch ihr jüngster Roman ›Nastjas Tränen‹ erzählt von den Spuren politischer Erschütterungen in persönlichen Beziehungen, die auch ihre früheren Bücher prägen und einen singulären geschichtlichen Zugang eröffnen.«
Der Joseph-Breitbach-Preis wird seit 1998 von der Stiftung Joseph Breitbach und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur verliehen. Die Preisverleihung findet am 16. September statt.