Ein sterbender Mann
Theo Schadt, 72, Firmenchef und auch als «Nebenherschreiber» erfolgreich, wird verraten. Verraten ausgerechnet von dem Menschen, der ihn nie hätte verraten dürfen: Carlos Kroll, seinem engsten und einzigen Freund seit 19 Jahren, einem Dichter. Beruflich ruiniert, sitzt Theo Schadt jetzt an der Kasse des Tangoladens seiner Ehefrau in der Schellingstraße in München. Und weil er glaubt, er könne nicht mehr leben, wenn das, was ihm passiert ist, menschenmöglich ist, hat er sich in einem Online-Suizid-Forum angemeldet. Da schreibt man hin, was einem geschehen ist, und kriegt von Menschen Antwort, die Ähnliches erfahren haben. Das gemeinsame Thema: der Freitod.
Eines Tages, er wieder an der Kasse, löst eine Kundin bei ihm eine Lichtexplosion aus. Seine Ehefrau glaubt, es sei ein Schlaganfall, aber es waren die Augen dieser Kundin, ihr Blick. Sobald er seine Augen schließt, starrt er in eine Lichtflut, darin sie. Ihre Adresse ist in der Kartei, also schreibt er ihr – jede E-Mail der Hauch einer Weiterlebensillusion. Und nach achtunddreißig Ehejahren zieht er zu Hause aus. Sitte, Anstand, Moral, das gilt ihm nun nichts mehr. Doch dann muss er erfahren, dass sie mit dem, der ihn verraten hat, in einer offenen Beziehung lebt. Ist sein Leben «eine verlorene, nicht zu gewinnende Partie»?
Martin Walsers neuer Roman über das Altsein, die Liebe und den Verrat ist beeindruckend gegenwärtig, funkelnd von sprachlicher Schönheit und überwältigend durch seine beispiellose emotionale Kraft.
- Verlag: Rowohlt E-Book
- Erscheinungstermin: 08.01.2016
- Lieferstatus: Verfügbar
- 288 Seiten
- ISBN: 978-3-644-05401-1
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Ein … bewundernswert verrückter und verwilderter Liebesroman … ein großartiges shakespearehaftes Lebensschauspiel und ein energisches und in dieser Energie beeindruckendes Nichtsterbenwollen-Buch eines Achtundachtzigjährigen.
Walser und die Liebe und die Ehe und die Abhängigkeit und die Niederlage – das ist eine alte Literaturgeschichte. Wie der Autor diesen Themen in seinem langen Wirken … immer wieder neue Wendungen und Weiterungen hat zukommen lassen, ist phänomenal. Auch diesmal gelingt es ihm, neue Akzente zu setzen. Ja, dieser Roman ist verblüffend radikal und erstaunlich reich an Themen und Tonlagen. … Ein starker Roman. Vielleicht sogar der stärkste und berührendste Walser-Text seit dem autobiografischen Roman 'Ein springender Brunnen'.
Die Wörter sind nun frei für neue Geschichten, neue Romane. Zum Beispiel für diesen herrlich leichten, selbstironischen, tragisch-schönen Roman des Theo-Erfinders Martin Walser.
Ein trickreiches Kunststück.
'Ein sterbender Mann' enthält vieles von dem, womit Martin Walser seit sechzig Jahren Leser zu Liebhabern macht … – und eine Fülle von Sätzen, die der Schönheit auf der Spur sind.
Wer wissen will, warum es sich zu leben lohnt, obwohl das schmerzlich und am Ende zweifellos tödlich ist, der sollte dieses Buch lesen.
Im Schreiben konzentriert sich die ganze Lebens- und Welterschöpfungs-Gier – in weiten rhetorischen Schwüngen, in sinnlich anmutenden Nebensatz-Verwicklungen und Wortfindungs-Steigerungen. … Ein veritabler Sonntagsbraten, der in seinem eigenen Saft schmurgelt und schmort.
Ein Buch wie ein Gefühlsrausch, das den Leser in Trance versetzt. … Wer dem Wortmagier Walser durch diesen schwindelerregenden Roman folgt, den erwartet wahrlich ein Leseabenteuer.
Martin Walser ist ein wohlaustarierter Balanceakt zwischen Tragik, Komik und ganz großen Gefühlen gelungen.
Die Vielstimmigkeit ist nicht nur die – erneut kaum widerstehliche – Virtuosität des Romanciers, sondern sie besteht auch wirklich.
Bitter und hart, poetisch und zart, dunkel funkelnd vor Ironie. Komisch oft. … Sein todeskluger Liebesroman vom sterbenden Mann steht zwischen Humoreske und Tragödie wie das Zünglein an der Waage zwischen Liebe und Tod.
Da sind Schätze zu entdecken, satte Aphorismen, satirische Betrachtungen, Landschaftsbeschreibungen, schmerzlich kluge Erkenntnisse.
Walser umkreist in einer brillanten Sprache auf wunderbare Weise, mit immer neuen Wendungen und Überraschungen sein Thema. Ein großartiges Alterswerk.
Mit wie viel Feuer lässt Martin Walser seine Spielfigur noch mal auf das Leben los! Wie viel Genuss am Dasein wird hier erzählt! Und mit welcher Intensität prallen Wunsch und Wirklichkeit aufeinander!
Grandios ist es, wie Walser in unterschiedlichste Rollen und Charaktere schlüpft und seine Figuren dirigiert wie in einer in all ihrem Sprachrhythmus unnachahmlichen Schicksalssymphonie … Liebe und Lüge, tückische Illusionen, Todesahnungen und -sehnsüchte, befristetes Dasein – nur wenigen Schriftstellern gelingt es, große und kleine, falsche und richtige Gefühle auf ähnliche Weise zum Schwingen zu bringen und all dies zu einer ebenso soghaften wie entlarvenden Dreiecks-, nein, Vielecksgeschichte zu verdichten. … Eine prallvolle poetische Wundertüte.
Muss ich das gelesen haben? Ja. Es lohnt sich, das Spätwerk Martin Walsers zu entdecken.
Martin Walser befragt kompromisslos nicht nur die Basis des menschlichen Seins, sondern auch die der Dichtkunst – und das mal verzweiflungsvoll, mal subversiv komisch – und immer als (Sprach-)liebender Mann.
Was fasziniert, sind die Reden und gedanklichen Selbstreflexionen des Roman-Personals … Walser decouvriert die vielen Egos in einer Person, dieses schillernde Knäuel aus menschlicher Bedingtheit und Sehnsucht nach Idealen, die unerreichbar sind. Er breitet genüsslich die glitzernden Rituale einer Wohlstandsgesellschaft aus. … Mit seiner Wortmagie, seinen Spracherfindungen versucht er, den Schrecken der Leere in jeder menschlichen Existenz zu bannen.
Ekstatisch, virtuos, sinnlich-handfest …, vor allem jedoch: rücksichtslos.
Das Buch ist von einer inneren Spannung und sprachlichen Dynamik, die selbst für Walsers Verhältnisse ungewöhnlich wirkt. … Es ist schon eine hohe Kunst, aus all dem einen ganz leicht erscheinenden Roman zu fügen.
Martin Walser ist ein fulminanter, komischer Roman über das Nicht-sterben-Wollen gelungen. Lesenswert!
Souverän belebt Walser mit diesem Briefroman ein altes Genre und erzählt trotzdem mit Witz und Pathos gleichermassen einen kecken Plot.
Früher war Martin Walser ein Wissender, jetzt ist er ein Suchender. … Jetzt ist ihm der Roman zum Denkinstrument geworden, das ohne abstrakte Begrifflichkeit, die ihre eigene Denkwirklichkeit entwickelt, nicht auskommt. Walser findet Sätze, die vor den Kopf stoßen, dem Hausverstand eins auswischen.
Was kann man mehr verlangen von einem Roman, als dass er uns lebendiger werden lässt?
Ein sterbender Mann ist Alters- und Weltverbesserungsgroteske, Lebens und Sterbebüchlein, verschmitzt-autobiografischer Bericht, geistreiche Attacke auf das Genre des Liebesromans, als vielfach verspiegelte Farce erzählt.
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