Catt
Ein Fragment
Schädlich: Gesammelte Werke, Band 11
Die junge Schriftstellerin Catt verdient in Ostberlin als Taxifahrerin ihr Geld. Catt ist auf der Suche nach einer verschwundenen Freundin. Die Nachforschungen über Janinas Verbleib zeichnet Catt auf. Es entsteht eine Geschichte in der Geschichte.
In diesem sehr frühen Text tritt uns Hans Joachim Schädlich, wie wir ihn kennen, entgegen: knapp, nüchtern, sprachkritisch. Das Nachwort erzählt die Geschichte des Romanfragments, erklärt, warum der Text nicht erscheinen konnte und Fragment blieb, und gibt Einblick in den nicht-offiziellen literarischen Diskurs in der DDR.
- Verlag: Rowohlt Taschenbuch
- Erscheinungstermin: 23.06.2017
- Lieferstatus: Verfügbar
- 112 Seiten
- ISBN: 978-3-499-27293-6
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Die Frühform von Schädlichs virtuos entwickelter poetischer Sachlichkeit kann man in dem nun veröffentlichten Romanfragment »Catt» beobachten. Man muss kein spitzfindiger Leser sein, um in dieser unvollendeten, gleichwohl lesenswerten Geschichte etliche Bezüge zu realsozialistischen Umständen, Schikanen und Zwängen zu entdecken, auch wenn der Text weit mehr beinhaltet als das.
Auch nach vierzig Jahren noch immer eminent lesbar, denn da ist kein Wort zu viel und bei aller Detail-Genauigkeit bereits diese unnachahmliche Schädlich-Distanz, die untrügliche Ahnung um das Verfallsdatum jener verschmierten, grauen Welt, in der die Menschen kleingemacht werden sollten.
«Catt» zeugt davon, dass Hans Joachim Schädlich – kaum überraschend – von Anfang an diesen einzigartigen Ton anschlug, der später oft als meisterhafter Lakonismus gepriesen wurde und im Grunde auf einem tiefen Respekt für die einzelnen Wörter beruht.
Das Fragment gebliebene Manuskript zeugt bereits vom hohen Sprachbewusstsein des Autors, und schon damals ließ er Identitäten gern im Unklaren.
Die für Schädlich typische feinnervige Beobachtungsgabe, mit der er das Verhältnis zwischen den Mächtigen und den Unmächtigen beleuchtet, ist trotz des fragmentarischen Charakters der Aufzeichnungen deutlich herauszulesen. Auch die Lakonie, die sprachliche Verknappung auf das Wesentliche und die kritische Distanz dem eigenen Text gegenüber sind hier bereits in nuce erkennbar.
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