Böses Denken
Die Philosophin Bettina Stangneth, die mit ihrem Buch über den Holocaust-Organisator Adolf Eichmann («Eichmann vor Jerusalem») international die Debatte über das Böse neu entfacht hat, stellt eine unbequeme Frage: Haben wir wirklich das Recht zu jedem Gedanken, oder braucht auch das Denken eine Ethik?
Die Gedanken sind frei, und jeder, der selber zu denken lernt, wird so frei werden wie sie. Das glauben wir jedenfalls. Weil wir fest davon überzeugt sind, dass es einen Zusammenhang zwischen Denken und Moral gibt, fordern Philosophen seit dem 18. Jahrhundert dazu auf, alles zu bedenken, eigene Überzeugungen zu entwickeln und konsequent danach zu handeln. Wer denkt, so hoffen wir, der mordet nicht. Wer aufrichtig seinen Überzeugungen folgt, macht die Welt besser. Aber dann kam das 20. Jahrhundert und mit ihm der organisierte Massenmord, die Tat der denkenden Mörder. Und es kamen die Selbstmordattentäter, die alles andere als gedankenlos sind und dennoch töten.
Dieser elegant geschriebene Essay erklärt und erweitert klassische Konzepte des Bösen, denn wer das Böse bekämpfen will, muss es zunächst einmal erkennen. Es kommt schon lange nicht mehr nur als dummer Barbar, sadistischer Schläger oder gedankenloser Bürokrat daher, sondern mit verführerisch schlüssigen Argumenten. So sehr wir es uns auch gewünscht haben: Für uns Menschen ist nichts jenseits von Gut und Böse. Noch nicht einmal das Denken.
- Verlag: Rowohlt E-Book
- Erscheinungstermin: 21.05.2016
- Lieferstatus: Verfügbar
- 256 Seiten
- ISBN: 978-3-644-05261-1
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Ihr Buch ist eine Einladung zum Denken – zum konsequenten Denken, was heißt: zum Denken mit moralischen Konsequenzen. Es ist deshalb vielleicht die wichtigste Neuerscheinung dieses Jahres.
Das radikal Böse in der Denktradition Immanuel Kants, daran hat die Philosophin Bettina Stangneth in ihrem grandiosen neuen Buch «Böses Denken» gerade wieder erinnert, ist nicht etwa deswegen radikal, weil es besonders abscheulich oder rücksichtslos wäre. «Radikal bezeichnet das, was den Menschen überhaupt auszeichnet.»
Ein furioses Buch über die Entscheidung zum Bösen … Das Buch ist glänzend geschrieben und provoziert mit Witz wie bitterem Ernst.
Bei dieser Kant-Interpretin schreitet Philosophie nicht als Meditation daher, sondern wirbelt die eigenen Gewissheiten auf. Eine herausfordernde Reflexion über das Böse, die aktueller nicht sein könnte.
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